Die Weihnachtsfeiertradition der »­Jungle World« wurde unterbrochen

Jungle Bells

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Natürlich ist es ganz großartig, dass Verschwörungsmythen und die Machenschaften derer, die sie verbreiten und von ihnen profitieren, endlich ein öffentliches Thema geworden sind – auch wenn man das alles viel früher hätte haben können, aber versäumte Dinge sind nun einmal nachträglich nicht mehr zu ändern. Und das ist sehr schade, denn Impfgegner hätten ihre Blödsinnstheorien nicht so lange ungehindert verbreiten können – und die legendäre Jungle World-Weihnachtsparty würde dann nicht schon das zweite Jahr in Folge ausfallen müssen. Weihnachtspartys gibt es schon, solange es diese Zeitung gibt, ungefähr, aber zu Anfang fanden sie nicht in Kneipen statt, sondern in den Redaktionsräumen, die zu diesem Anlass keineswegs festlich geschmückt, aber doch ein bisschen aufgeräumt wurden. Es gab zu essen und zu trinken, und deswegen war es sehr wichtig, zur Einkaufsgruppe zu gehören, weil man dann nämlich mitbestimmen konnte, was auf dem großen, als Buffet dienenden Tisch stehen würde, an dem normalerweise die hochwichtigen Konferenzen stattfanden. Irgendwie gab es aber sowieso immer das Gleiche, eine große spanische Wurst, krümelnden Käse, meterweise Baguettes, in der Menschen- und Heizungswärme rasch vor sich hinschmelzende Mozzarellakugeln und Butterstücke und irgendwelche Salate, die ­irgendwer immer mitbrachte. Außer in dem einen Jahr, in dem jemand entschied, dass es doch ganz toll wäre, wenn nur Kuchen und Süßigkeiten angeboten würden, was auch gemacht wurde, aber nicht die beste Idee aller Zeiten war (wer das war, wird nicht verraten, obwohl die Person ein bisschen cake­shaming durchaus verdient hätte, aber das nur unter uns). Auch diese Partys waren übrigens unterhaltsam, jedenfalls wenn man es schätzte, von links angezogenen Menschen, die als Gäste eingeladen waren, kritisch gemustert zu werden und sie leise »Wer ist denn die Frau im silbernen Kleid und den Pumps?« fragen zu hören. Tja, schade.