Wir waren linke Skinheads, wollten aber auf keinen Fall linke Skinheads genannt werden
Wir haben als Kinder oder Jugendliche alle Tanzschule gemacht, das war kein Zwang, aber die meisten Eltern wollten es. Ich war bei Tanzschule Seifert, da hat man so zehn Stunden Walzer gelernt und dann noch keine Ahnung was. Da ist man immer mit derselben Partnerin hingegangen und am Ende gab es auch klassisch einen Abschlussball, wie man sich das aus US-Filmen vorstellt, wo man sich ordentlich angezogen hat und die Eltern mitgekommen sind. 1986 war mein Schulabschlussball und der war für uns im sogenannten Eiskeller. Da war ich das erste Mal hier und auch das erste Mal besoffen. Das war ein totaler Zufall.
Ich bin wahrscheinlich hauptsächlich wegen meinen Freunden in die Schule gegangen, nicht wegen der Schule an sich. Dort habe ich auch das erste Mal Kontakt mit Musik und Subkultur gehabt. Das war die Zeit, wo man das erste Mal Punks in Leipzig wahrgenommen hat. Vielleicht waren das auch nicht Punks, aber schräge Vögel irgendwie. Jemand Älteres aus der Schule hat dann mal eine Kassette mitgebracht und da hat man dann das erste Mal Ärzte gehört und dann das zweite Mal Tote Hosen. Das klassische DDR-Ding, Kassette wurde weitergereicht, hier, hör mal da rein. Dann hat man sich gekümmert. Wenn man West-Verwandte hatte, hat man sich Platten schicken lassen. Meine ersten Erinnerungen fangen so 1986 an, als ich angefangen habe, andere Musik als C. C. Catch oder Billy Idol zu hören.
Es gab Punker mit Iros oder Gruftis, bei denen waren von einem Tag auf den anderen alle Haare runter und die sind durch die Stadt gelaufen und haben denselben Scheiß wie Punker gemacht, bloß als Skinheads.
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