Der Bürger soll seine Zahnbürste künftig länger benutzen

»Das ist doch scheiße«

Steffi Lemkes Pläne für ein Recht auf Reparatur.
Die preisgekrönte Reportage Von

Ein Flackern im tropenholzgetäfelten Konferenzraum des Bundesumweltministeriums. Die geladenen Journalisten blinzeln ins Licht der Neonröhren. »Merken Sie was?« fragt die Hausherrin, die frischgebackene Umwelt- und Verbraucherschutzministerin Steffi Lemke, und schaltet das Licht ein und aus. ­Bevor die Presseleute antworten können, erklärt die Grüne: »Gar nichts merken Sie! Doch jeder Zündvorgang einer typischen Neonröhre braucht eine Pikosekunde länger als der vorhergehende. Weil die Zündschnur jedes Mal einen Zehntel Mikrometer kürzer wird!« Aufs Jahr ­gerechnet, sinke die Lebenserwartung des Leuchtmittels durch Verschleiß um fast zehn Tage. »Das ist doch scheiße!«

Geht es nach Lemke, sollen die Verbraucher künftig in die Lage versetzt werden, Neonröhren selbst zu reparieren. Dieses »Recht auf Reparatur« möchte sie zunächst für elektrische Zahnbürsten einführen, deren Akkus sich traditionell nicht wechseln lassen. »Dieses sogenannte Gute-Kinderzähne-Gesetz peitschen wir hundert Pro noch bis März durch den Bundestag!« so Lemke kämpferisch. »Dann geht es schnellen Schrittes weiter. Was ist mit Umzugskartons, die schon beim zweiten Umzug reißen? Gerade Berufspolitiker, die schnell zwischen Landesregierung, Bundestag und Brüsseler Frühstücksbüro wechseln müssen, sind da die Angeschmierten. Und es kann nicht sein, dass die Papiertüten vom Rewe schon reißen, wenn man noch nicht mal aus der Filiale raus ist! Da muss der Hersteller meinetwegen Klebeband beilegen. Ich will nicht wieder auf dem Supermarktparkplatz wegrollenden Joghurtbechern hinterherkriechen!«

Pläne, mit denen sich die oberste Verbraucherschützerin des Landes nicht nur Freunde machen wird. ­Zumal sie schon weitere Ideen hat: »Die massenhaften Müllexporte Deutschlands müssen gestoppt werden. Und damit meine ich nicht VW, haha!« Schon seit langem wird deutscher Plastikmüll praktisch unreglementiert nach China und Malaysia exportiert, um die teuren Entsorgungskosten zu vermeiden. »Das soll auch so weitergehen, aber viel reglementierter! Die Müllexporteure sollen in einen Fonds einzahlen oder Müll aus Fernost zurückimportieren, zur Strafe. Oder sie pflanzen für jede Megatonne Müll einen Bonsai, mir doch egal.«

 

Aus der Urteilsbegründung: Leo Fischers preisgekrönte ­Reportagen sind in hohem Maße fiktiv. Ähnlichkeiten mit realen Personen und Geschehnissen sind unbeabsichtigt.