Der Film »Monobloc« porträtiert den meistverkauftesten Stuhl der Welt

Zombies der Globalisierung

Ein Film erzählt die Geschichte einer Sitzgelegenheit, die, wie alles Gewöhnliche, auch etwas Grauenvolles hat. Hauke Wendler folgt darin den Spuren des Monobloc-Stuhls von Europa bis in die Megastädte des Globalen Südens.

Wenn man Filme macht«, so heißt es am Anfang von Hauke Wendlers Dokumentarfilm »Monobloc«, »sucht man ständig nach großen Geschichten, bewegenden Bildern. Wenn man dabei über einen Plastikstuhl stolpert, bricht niemand in Jubelstürme aus.« Während die Stimme aus dem Off spricht, bewegt sich die Kamera von oben in eine mehr oder weniger typisch triste deutsche Seitenstraße. Die Rückseite eines Gewerbebaus, ein leerer Hof, Glaskacheln, Herbstlaub und Briefkasten. Irgendwer schreit zornig nach seinem Hund. Dann kommt ein auf dem Gelände herumstehender Plastikstuhl ins Bild: der Monobloc. Auch nach längerem Gebrauch noch weiß, Armlehnen, gerippte Rückenlehne. Alles aus einem Stück, einem Material, wie der Name schon sagt.

Rasch wird rasch klar: Das ist eine große Geschichte. Und es sind bewegende Bilder, die die Weltgeschichte des Monobloc erzählen. Es ist ein Stuhl, der die Welt verändert hat, wie man so sagt. Genauer gesagt: eine Stuhl-Idee. Oder noch genauer: eine Idee zur Stuhlfertigung. Namensgebend ist die Spritzgussfertigung aus Polypropylen in einem Stück (monobloc) und einem Arbeitsgang, ein Konzept, das offenkundig nicht von einem Patent geschützt ist. Darauf beruht der weltweite Siegeszug des Monobloc. Als die Fertigungsweise des Stuhls einmal bekannt war, konnte sich der Monobloc über die ganze Welt ausbreiten und sich den üblichen Verwertungsketten entziehen. Jetzt ist er überall, der Monobloc.

Schwer zu sagen, ob der Kunststoffstuhl in den Ländern des armen Südens als ein Zeichen allmählicher Angleichung gedeutet werden kann oder doch vom selben Trash-Kolonialismus zeugt wie Disney-T-Shirts und Pflanzengift.

Noch kein Abonnement?

Um diesen Inhalt zu lesen, wird ein Online-Abo benötigt::