Pragmatische Polizistenfrauen

Lob des Pragmatismus

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Es wäre viel gewonnen, wenn mehr Leute so pragmatisch wären wie die unbekannte Gattin eines namentlich ebenso unbekannten Polizisten, der vor Jahren an einem Samstagnachmittag während eines Fußballspiels mit heftiger Hooligan-Beteiligung Dienst hatte. Und der sich in der Halbzeitpause auf der Herrentoilette mit einem seiner Kollegen darüber unterhielt, was das für eine Zumutung sei, an einem wunderbaren Sommertag einen Haufen gewaltbereiter Menschen davon abzuhalten, einander Gewalt anzutun. So berichtete es jedenfalls einer der zahlreich anwesenden Sportjournalisten, zur großen Freude praktisch der gesamten Pressetribüne. Die beiden Polizisten hätten sich ausführlich ­gegenseitig geschildert, wie genervt sie seien, und das habe sich ziemlich lange hingezogen, vor allem, weil ausgiebig beklagt wurde, was man jetzt für tolle Sachen grillen könnte, draußen im Garten, bis einer den anderen schließlich fragte: »Was sagt denn deine Frau dazu?« »Och«, habe der Angesprochene trocken geantwortet, ihr habe er sein Leid natürlich auch schon morgens beim Frühstück geklagt, aber »die findet das nicht schlimm, denn wenn ich nicht arbeiten müsste, wäre ich ja nachmittags, also jetzt, schon besoffen«.

So geht vorbildlicher Umgang mit männlichen Jammerorgien: Kurz und knapp zum Wesentlichen kommen, nämlich zum ­Vorteil, und gut isses. Sah die Pressetribüne damals auch so, weswegen sich der fragliche Polizist an diesem Tag wohl vermutlich darüber wunderte, warum eine Menge Medienschaffende mit Fingern auf ihn zeigte, denn natürlich hatten alle wissen wollen, wer denn der Mann wohl sei, dessen Trunkenheit so heimtückisch verhindert wurde. Wie das Spiel ausgegangen ist, geriet im Laufe der Jahre leider in Vergessenheit, aber ein wenig ausgeschritten wurde anschließend auf jeden Fall.