Politiker im Einsatz für Frieden

Keine Kosten, keine Verpflichtungen

Politiker und ihr Aktionismus für den Frieden.
Die preisgekrönte Reportage Von

Erst wenige Tage sind vergangen, seit Gerhard Schröder nach Moskau flog, um zusammen mit seiner Frau für ein schnelles Ende der »schrecklichen Ereignisse« (Sahra Wagenknecht) zu beten, notfalls auf den Knien, oder doch wenigstens für eine Fortsetzung der Zahlungen zu betteln, die Schröder als Gaslobbyist erhält. »An diesen Zahlungen hängt der Frieden in Europa«, teilte Schröder über die Demokratie-Plattform Linkedin mit, während So-yeon Schröder-Kim über Instagram anbot, für und notfalls auch zum ukrainischen Präsidenten zu beten.

Das Zeitalter der Freibeuterdiplomatie ist angebrochen – seit dem England-Flug von Rudolf Hess hat es nicht so viel Eigeninitiative in Sachen Frieden gegeben, nicht nur von Schröder. Erst vor wenigen Tagen ist der ehemalige SPD-Kanzlerkandidat Rudolf Scharping zu einer Fahrradtour nach Tschetschenien aufgebrochen, wobei das genaue Missionsziel ebenso unbekannt bleibt wie Rudolf Scharpings derzeitiger Aufenthaltsort. Währenddessen ist die außenpolitische Sprecherin der Linken, Sevim Dağdelen, nach Finnland gereist, um der dortigen Regierung Möglichkeiten zu zeigen, einem Überfall Russlands auch ohne Aufrüstung zu begegnen: »Wenn ihr euch rechtzeitig ergebt, sehen wir uns vielleicht alle als Kolleginnen bei Rosneft wieder. Mit mir als Schichtleiterin!«

Die außenpolitische Kompetenz linker Parteien und Bewegungen strahlt in diesen Tagen hell wie nie. Logisch, dass es da mancher nicht im Armsessel aushält, sondern eingreifen will. Der ehemalige Fast-Minister Toni Hofreiter hat angeblich Putins Account auf der Quizduell-App gefunden: »Ich habe Herrn Putin jetzt mehrere Direktnachrichten gesendet, die dieser nur noch beantworten muss. Wenn das funktioniert, kann die Annalena ihre Koffer packen!«

Wie exakt eine diplomatische Lösung bei einem Angriffskrieg aussehen soll, wird von vielen linken Denkern derzeit noch nicht beantwortet. Auch dass der Kreml die Ankunft Schröders bis Redaktionsschluss nicht bestätigt hat, lässt das Gesamtbild dann doch eher trübe erscheinen. »Diplomatie muss trotzdem die Lösung der Wahl bleiben«, sagt Dağdelen. »Sie ist die einzige nachwachsende politische Ressource, da sie nichts kostet und zu nichts verpflichtet!«

 

Aus der Urteilsbegründung: Leo Fischers preisgekrönte ­Reportagen sind in hohem Maße fiktiv. Ähnlichkeiten mit realen Personen und Geschehnissen sind unbeabsichtigt.