Auszug aus dem Roman »Erzähl es den Bäumen«

Erzähl es den Bäumen

Eine Öko-Sekte ist das Letzte, worauf Martina Lust hat. Im Zuge einer Recherche muss sich die junge Journalistin dann aber auf die bizarre Glaubensgemeinschaft einlassen. Um ihre ehemalige Schulfreundin aufzuspüren, schleust sie sich unter dem Namen Marion in das Camp ein.
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Die junge Journalistin Martina Hölderlein sucht ihre ehemalige Schulfreundin Kat. Diese fehlte beim Klassentreffen. Unterschiedlichste Gerüchte kursieren, was aus Kat geworden ist. Sitzt sie in ­einer psychiatrischen Anstalt fest? Hat sie ihren Mann und die Kinder sitzen lassen, um auf Kreta als Hundesitterin zu arbeiten? Als ihre Mutter felsenfest behauptet, ihre Tochter sei an einer Überdosis Marihuana verstorben, wittert die ehrgeizige Journalistin eine ­Story. Das ist der Stoff, aus dem Bestseller bestehen! Die Geschichte soll als Vorlage für Martinas Roman dienen, der sie aus dem langweiligen Redaktionstrott in den Olymp des Literaturbetriebs ­katapultiert.

»Meditiere zum Baum hin. Strecke deine energetischen Fühler aus und verbinde dich mit der Kraft des Baum-Weisen.«

Hinmeditieren? Ich will mich wegmeditieren! Am besten gleich weg­levitieren!

Meine überkreuzten Beine hatten aufgehört zu kribbeln und sendeten seitdem keine Lebenszeichen mehr. Wo mein Hintern den Boden berührte, fraß sich kalter Morgentau durch meine Jeans und Unterhose. Die Nässe löste Harndrang aus. Von oben wärmte die Sommersonne schon so kräftig, dass sich Schweißperlen auf meiner Kopfhaut und unter dem T-Shirt bildeten.

»Sobald deine Aufmerksamkeit wandert, bringe sie sanft wieder zurück zum Baum. Zu diesem alten Lebewesen, das dir seine Weisheiten mitteilen möchte. Er wartet seit ­vielen Jahren auf diese Gelegenheit. Atme tief und langsam in den Bauch. Schwinge dich auf seine Frequenz ein. Die Frequenz der Natur, die Frequenz der Heilung.«

Das Letzte, worauf der Baum wartet, ist, sich mit Trotteln wie uns zu verbinden. Falls er überhaupt etwas will, dann seine Ruhe.

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