Erich Vad, ein ehemaliger ­Militärberater Angela Merkels, verharmlost den russischen Angriffskrieg

Noch ein Einzelfall

Porträt Von

Es klang wie ein durchschnittlicher Redebeitrag beim Ostermarsch oder eine Wortmeldung von Sahra ­Wagenknecht: »Wenn wir den Dritten Weltkrieg nicht wollen, müssen wir früher oder später aus dieser militärischen Eskalationslogik raus und Verhandlungen aufnehmen. (…) Im Krieg werden Unschuldige getötet. So ist der Krieg. Das ist leider systemimmanent. (…) Die Inkaufnahme Tausender toter Zivilisten hatten wir im Irak, in Libyen, in Afghanistan genauso.«

Es war jedoch Brigadegeneral a. D. Erich Vad, von 2006 bis 2013 militärpolitischer Berater der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), der mit diesen und weiteren den russischen Angriffskrieg verharmlosenden Äußerungen in der vergangenen Woche vor der Lieferung von schweren Waffen an die Ukraine warnte. Vad ist des Pazifismus unverdächtig, vielmehr zeigte er in der Vergangenheit eine bedenkliche Nähe zu Kreisen der Neuen Rechten. So beklagte er 2000 das »negative und verengte Bild von der Wehrmacht«, 2003 schrieb er im Magazin Sezession, über »die Handlungsunfähigkeit einer nachbürgerlichen politischen Klasse«, »deren Weltbild sich primär aus reeducation, aus den erstarrten Ritualen der Vergangenheitsbewältigung und Achtundsechziger-Mythologie speist«. Als Gegenmittel empfahl er die Ideen Carl Schmitts. Es ist daher fraglich, ob mangelndes Fachwissen ihn zu der Aussage bewog, die Bombardierung der Entbindungsklinik in Mariupol sei »sicher nicht Putins Absicht gewesen« – diese Strategie des Luftterrors müsste ihm aus der russischen Syrien-Intervention bekannt sein. Auch der Unterschied zwischen einer direkten Konfrontation von Nato-Truppen und russischen Soldaten auf dem Kriegsschauplatz, die tatsächlich zu einer Eskalation führen dürfte, und der indirekten Unterstützung der Ukraine durch Waffenlieferungen sollte ihm geläufig sein. Vielmehr scheint sein Alarmismus russlandfreundliche politische Ziele zu verfolgen.
Im Januar hatte Admiral Kay-Achim Schönbach, der damalige Kommandant der deutschen Marine, »Respekt auf Augenhöhe« für Wladimir Putin gefordert, weil »wir Russland gegen China brauchen«. Als »sehr radikaler römisch-katholischer Christ« wollte er das vermeintlich christliche Russland an seiner Seite haben. Vad scheint eher an Russland als Bündnispartner gegen angelsächsische Zumutungen interessiert zu sein. Er ist im Ruhestand, Schönbach musste zurücktreten. Dennoch fragt man sich, ob es in der Bundeswehrführung nicht noch mehr solcher »Einzelfälle« gibt.