Bei den Filmfestspielen in Cannes wird nur am Rand über den Krieg diskutiert

Bling-Bling mit Haltung

Keine Filme aus russischer Produktion, kein »Z« im Titel eines Zombiefilms. Bei den Filmfestspielen von Cannes demonstrieren die Teilnehmer und Teilnehmerinnen Solidarität mit der Ukraine – und gehen zur Tagesordnung auf dem roten Teppich über.

Bereits vor der Eröffnung der 75. Internationalen Filmfestspiele von Cannes war der Krieg in der Ukraine das bestimmende Thema des Festivals. Die Jury hatte deutlich Position bezogen. Man werde keine offiziellen russischen Vertreter, Filmschaffenden und Kritiker einladen. Kurzfristig ins Programm aufgenommen wurde der Dokumentarfilm »Mari­upolis 2« des jungen litauischen Regisseurs Mantas Kvedaravičius, der die Fertigstellung und Uraufführung seines Films nicht mehr erleben durfte. Während der Dreharbeiten im April in Mariupol war Kvedaravičius von der russischen Armee ermordet worden. Seiner Verlobten Hanna ­Bilobrowa, die bei den Aufnahmen dabei war, gelang es, das Material zu sichern. In Zusammenarbeit mit Mantas Kvedaravičius’ Cutterin Dunja Sichow besorgte sie die Postproduktion und erstellte die Dokumentation »Mariupolis 2«, die in langen Einstellungen hautnah das Alltagsleben der Menschen in der belagerten Stadt zeigt.

Nicht minder beeindruckend war die Rede von Wolodymyr Selenskyj. Auf der Eröffnungsfeier der Filmfestspiele forderte der ukrainische Prä­sident während einer Videoschalte die Solidarität des Kinos mit dem Freiheitskampf der Ukraine. Selenskyj, der selbst aus dem Schauspielfach ist und stets den richtigen Ton trifft, spielte in seiner Rede auf Charlie Chaplins berühmte Filmsatire über den Aufstieg Adolf Hitlers »Der große Diktator« (1940) an: »Wenn es einen Diktator gibt, wenn es einen Freiheitskrieg gibt, hängt alles wieder von unserem Zusammenhalt ab. (…) Wir brauchen einen neuen Chaplin, der beweist, dass das Kino heutzutage nicht schweigt.«

Kurzfristig ins Programm aufgenommen wurde der Dokumentarfilm »Mariupolis 2« des jungen litauischen Regisseurs Mantas Kvedaravičius, der die Fertigstellung und Uraufführung seines Films nicht mehr erleben durfte.

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