Auszug aus dem Buch »Alte Frauen in schlechten Filmen«

Mit »Baby Jane« fing alles an

Viele große Schauspielerinnen haben am Ende ihrer Laufbahn grauenvolle Filme gedreht oder mussten sich für Billigware verheizen lassen, weil ihnen andere Rollen nicht mehr angeboten wurden. Knapp 25 Jahre nach der Erstausgabe seines Buchs »Weil doch was blieb« zieht Christoph Dompke mit einer überarbeiteten Neuausgabe Bilanz, die unter dem campen Titel »Alte Frauen in schlechten Filmen« (Männerschwarm-Verlag) erscheint. Heutzutage sehen »alte« Diven immer noch blendend aus oder werden mit jedem Film jünger, und auch für Schauspielerinnen jenseits der 60 bieten sich anspruchsvolle Rollen. Auszug aus dem Vorwort.
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Seit der ersten Auflage von »Alte Frauen in schlechten Filmen« (damals noch unter dem Titel: »Weil doch was blieb«) sind mittlerweile knapp 25 Jahre vergangen; vor zwölf Jahren erschien eine stark erweiterte Neuausgabe, nun also eine dritte, nur leicht erweiterte Fassung. Seit 1998 hat sich die Welt des Films in mancherlei Hinsicht grundlegend geändert. Zunächst einmal die Filmproduktion selbst: Comic- und Superhelden-Verfilmungen beherrschen die Leinwände, und Streaming-Dienste setzen der Kinolandschaft zu (von den Einschränkungen der Coronapandemie ganz zu schweigen). Im ­Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung hat der schwäbische Spielberg Roland Emmerich bereits das Ende des Kinos in 20 bis 30 Jahren verkündet: »Die Leute werden bald Screens in der Größe ihrer Wohnzimmerwand zu Hause haben. Das ist die Zukunft. Dann geht keiner mehr ins Kino!«

Aber auch der von mir beschriebene Typus der »alten Frau« hat sich verändert. Alter als gesellschaftliche Kategorie lässt sich schließlich nicht nur am physischen Lebensalter festmachen, was Bascha Mika, ihrerzeit Chefredakteurin der Taz, offenbar nicht verstanden hatte, wenn sie schrieb: »Demnach sind alle Frauen zwischen 40 und 77 irgendwie alt. 37 Lebensjahre Differenz – egal! Das vereinfacht die Sache natürlich un­gemein.« Die von mir beschriebenen »alten Frauen« waren meist alt in dem Sinne, dass sie in der Filmbranche zum alten Eisen gezählt wurden, démodé geworden waren.

»Was geschah wirklich mit Baby Jane?« ist ein Kunstwerk, weil es mit den Rollen­bildern seiner Stars Bette Davis und Joan Crawford spielt, weil Bette Davis und Joan Crawford zu viel geben, weil der ganze Film exaltiert und extravagant ist und damit zu einem campen, kunstvollen Vergnügen wird.

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