Die Autokratentochter Tchizé dos Santos ist gegen die Überführung des Leichnams ihres Vaters nach Angola

Angola bleibt Tabu

Porträt Von

»Ich werde keinen Fuß in eine angolanische Institution setzen, nicht einmal in ein Konsulat, nicht einmal in ein Auto mit angolanischem diplomatischen Kennzeichen, solange João Lourenço Präsident ist. Ich bin überall dort in Lebensgefahr, wo er die Kontrolle hat.« Sprach da etwa eine verfolgte angolanische Oppositionelle? Weit gefehlt. Die sich so in einem Interview mit CNN Portugal vom 12. Juli echauffierte, ist Tchizé dos Santos (eigentlich Welwitschea dos Santos), eine der Töchter des kürzlich verstorbenen angolanischen Präsidenten José Eduardo dos Santos. Anlass war der Streit darüber, was mit dem Leichnam ihres Vaters geschehen soll. Er hatte Angola 38 Jahre lang autokratisch regiert und sich und seine Familie enorm bereichert. 2017 gab er die Macht schließlich an seinen Parteikollegen João Lourenço ab. Der allerdings meinte es, entgegen Dos Santos’ Hoffnungen, offenbar ernst mit seinem Versprechen, die ausufernde Korruption zu bekämpfen. Als Angolas Justiz gegen Familienmitglieder des einstigen Autokraten zu ermitteln begann, setzte sich José Eduardo dos Santos lieber ins Ausland ab, am 8. Juli verstarb er in Barcelona. Trotz der Ermittlungen gegen Dos Santos’ Familie wünscht Lourenço jedoch ein Staatsbegräbnis in Angola und verhängte gar eine einwöchige Staatstrauer. Viele Angolanerinnen und Angolaner verehren Dos Santos nämlich weiterhin und verklären seine Regierungszeit. Von einem Begräbnis in Angola würde Lourenço profitieren, der sich damit Sympathien für seine Partei bei den Parlamentswahlen am 24. August und in der Folge für ihn selbst bei Präsidentschaftswahlen erhofft.

Tchizé dos Santos versucht, eine Überführung des Leichnams mit allen Mitteln zu verhindern. Sogar der Tod ihres seit längerem kranken Vaters kam ihr verdächtig vor, sie veranlasste eine Obduktion und erstattete Anzeige, weil sie ein Mordkomplott vermutete. Die vorläufigen Ergebnisse der Autopsie vom 15. Juli deuten jedoch auf einen natürlichen Tod aufgrund von Herzproblemen und einer Lungenentzündung hin. Tchizé und vor allem ihrer älteren Halbschwester Isabel dos Santos droht zwar nicht unbedingt der Tod, aber doch eine Verhaftung wegen Korruptionsvergehen, sollten sie Angola betreten. Lourenço versprach den Kindern Dos Santos’, gegen die in Angola ermittelt wird, zwar Immunität während der Trauertage, doch Tchizé traut dem offenbar nicht.