Ein Laubpuster leistet auch im Haushalt gute Dienste

Frischluft hinterm Bettgestell

Eine Metakritik der Laubbläserei.
Perfekten Genuss erleben Von

Seit es harmlos juxende Kolumnen wie diese hier gibt, liest man überall launige Texte über Laubbläser. Verbreitet wird zumeist ziemlicher Unsinn; und hat sich dadurch irgendetwas an der gesamten Situation verbessert? Nein, denn die Kritik des Laubblasens bringt immer wieder neue Laubblasepersönlichkeiten hervor. Die Gründe hierfür sind immer noch nicht bekannt; die Kolumnenwirkungsforschung steckt ohnehin noch in den Kinderschuhen. Vielleicht kann die folgende kurze Selbstbeobachtung hier etwas beitragen, denn ich wurde selbst Laubbläser wider Willen.

Es fing damit an, dass zum dritten Mal die Graphikkarte meines PC durchgeschmort war. »Es ist der Staub«, hieß es im Freundeskreis, »du putzt ja nie! Der Staub gerät in die Graphikkarte und explodiert dort.« Man riet mir zu einem Reinigungsspray, mit dem ich meine Hardware gelegentlich durchpusten sollte. Eine sehr eklige und ökologisch bedenkliche Angelegenheit; die haarsprayählichen Kanister waren hässlich, stanken fürchterlich und waren schon nach wenigen Durchpustungen leer.

Auf der Suche nach Ersatz stieß ich auf das Produkt »Compu Cleaner XPert« der Firma IT Dusters. Die Werbung versprach computergeeignete Druckluft höchster Qualität. Tatsächlich: Das wie eine Mischung aus Wassersprühflasche und Pistole geformte Gerät erzeugt einen Luftstoß ungeheurer Macht! Aus der winzigen Öffnung vorne entweicht ein regelrechter Fausthieb, der sogar in der Lage ist, kleinere Gegenstände herumzuwirbeln. Schon nach einer einzigen Anwendung war mein Computer staubfrei, auch mein Schreibtisch war von lose herumliegenden Dokumenten erlöst.

Die unglaubliche Macht, die in dem Luftstrahl liegt, verführte mich schnell dazu, sie auch außerhalb des Computergehäuses einzusetzen. Erst nutzte ich sie, um durch das Bücherregal zu fegen, dann waren es schwer zu erreichende Ecken hinter dem Bettgestell. Jetzt blättere ich damit sogar Buchseiten um oder puste meinem Freund die Brötchen übern Frühstückstisch. Es liegt wohl in der kindlichen Freude über telekinetische Fernkontrolle: Dinge bewegen, ohne sie berühren zu müssen, durch gebändigte Naturkraft! Dieses Bedürfnis nach Magie bringt wohl auch die Leute zum Laubblasen. Ich kann sie nicht mehr hassen.


An dieser Stelle schreibt Leo ­Fischer über seine persönlichen Erfahrungen in der Welt des ­Konsums. Seine Erlebnisse und Meinungsäußerungen erheben keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit.