Auszug aus dem Roman »Herumtreiberinnen«

Herum­trei­berinnen

Es ist Sommer und beide Mädchen gehen in die elfte Klasse – wenn sie nicht gerade die Schule schwänzen und in fremde Gartenlauben einbrechen. Die Erzählerin erinnert sich daran, wie sie Maxie Berger kennenlernte und sich mit ihr durch das leblos wirkende Leipzig der achtziger Jahre treiben ließ.
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Manja ist 17 Jahre alt und lebt im Leipzig der achtziger Jahre. Ihre beste Freundin Maxie und sie schwänzen die Schule, brechen in Schrebergärten ein und treffen sich im Freibad oder auf dem Rummel mit Jungs – bis Manja im Zimmer des Vertragsarbeiters Manuel von der Volkspolizei erwischt wird und auf die Venerologische Station für Frauen mit Geschlechtskrankheiten in der Leipziger Lerchenstraße kommt. Eingewoben in den Roman sind auch die Erfahrungen von Lilo, die wegen Beteiligung am kommunistischen Widerstand an diesem Ort festgehalten wurde, und die Erlebnisse der Sozialarbeiterin Robin, die in den nuller Jahren in der im Haus eingerichteten Flüchtlingsunterkunft arbeitet.

Der Roman »Herumtreiberinnen« erzählt die Geschichten von drei jungen Frauen aus verschiedenen Zeiten und stellt die Frage, welchen Einfluss die Gesellschaft und die jeweilige Staatsform auf das Leben der Einzelnen haben. Ein Haus in der Leipziger Lerchenstraße ist das verbindende Element der drei Erzählstränge.

Über ihrem Bett hing ein Bild von Erika und Klaus Mann: Klaus rauchte, hielt die Zigarette mit den Lippen, ich hatte oft versucht, die KAROs auch so zu halten, länger als eine Sekunde gelang es mir nie. Ich mochte die weißen Hemden und die Krawatten der Geschwister, Erika hielt eine ­Zigarette in der Hand und blickte Klaus an, bewundernd vielleicht oder aus Liebe. Das Foto war unscharf, es sah so aus, als schielte Klaus, als blickte er mit dem linken Auge Erika an, mit dem rechten die Kamera. Sie könnten ein Liebespaar sein, nicht Geschwister, sagte Maxie, und ich nickte.

In jenem Sommer lernten Maxie und ich uns erst richtig kennen, als wir uns an einem Vormittag zufällig über den Weg gelaufen waren. Ich war morgens mit einem unruhigen Gefühl aufgewacht, die Entscheidung, die Schule zu schwänzen, hatte ich im Halbschlaf getroffen.

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