Das Für und Wider der Kleingärtnerei

Umzäunte Idyllen

Der Trend geht zum Schrebergarten, auch bei Linken. Liegt das an deren geheimer Sehnsucht nach peniblem Regelwerk und urdeutschem Spießertum? Oder birgt die grüne Enklave jenseits des Großstadtlärms ein Potential für die Emanzipation von den Zwängen der Arbeitsgesellschaft?

Nazis statt Hecken zurechtstutzen

Linke flüchten sich vermehrt in die Schrebergärtnerei und suchen Natur­nähe und Auszeit. Die Antifaschistische Aktion hat Kleingarten­kolo­nien als neues Agitationsfeld entdeckt. Von Bronco Banane

Es ist ein lauer Frühsommertag. Nazis haben eine Demonstration in einer Kleinstadt angemeldet, zu der sportlich motivierte Teilnehmer aus dem ganzen Bundesgebiet erwartet werden. Nicht ganz zu Unrecht fürchtet das örtliche Autonome Jugendzentrum, welches sich in direkter Nähe zu einer Nazi-Kneipe befindet, Ziel eines Angriffs zu werden, doch auf Polizeischutz kann es nicht rechnen. Es wird also für den Tag ein Schutzkonzept erdacht, für welches man möglichst viel personelle Unterstützung aus dem Umland benötigt. Daher möchte man gerne wissen, wie zahlreich die antifaschistischen Gruppen der nächstgelegenen Großstadt zu erscheinen planen.

Telefonketten werden in Gang gesetzt und Spaziergänge um den Block verabredet. Auch die Szene hat sich während der Pandemie in Kleinstzusammenhänge zurückgezogen und versucht, es sich so gemütlich wie möglich einzurichten. Weil länger nichts mehr los war, haben alle irgendwie ein bisschen Bock auf Action, geschäftige Aufregung liegt in der Luft. Eine schnelle Rücksprache­runde ergibt jedoch, dass eine bereits bestehende Verpflichtung die Reisepläne durchkreuzt: Die Schrebergartengruppe, die personell unglücklicherweise identisch mit der Polit- und der Sportgruppe ist, ist zum Gärtnern verabredet. Tut mir leid, voll schade, nächstes Mal wieder gerne. Ab aufs Fahrrad, die Hecke trimmt sich nicht von selbst.

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