Fußnote der Geschichte
Als Dirk Moses sein Essay »Katechismus der Deutschen« auf dem schweizerischen Online-Portal Geschichte der Gegenwart veröffentlichte, konnte er sich der Aufmerksamkeit der akademischen Welt sicher sein. Moses kommt zu dem Schluss, selbsternannte »Hohepriester« wachten über die deutsche Erinnerung an den Holocaust. Für seine Argumentation rekapituliert er knapp 70 Jahre deutsche Diskussionen zum Thema, ohne die DDR auch nur zu erwähnen.
Während in der BRD schon am Tag ihrer Gründung das Verlangen nach einem »Schlussstrich« dominierte und die NS-Herrschaft nur nach und nach als negativer Bezugspunkt akzeptiert wurde, wertete man in der DDR den antifaschistischen Widerstandskampf für eine positive Traditionsbildung auf. Das Gedenken an die Widerstandskämpfer diente der Legitimation der DDR, da der Widerstand die Gründung des ersten sozialistischen Staates auf deutschem Boden vorbereitet habe. Es sollten vorbildliche Helden präsentiert werden, die als »Kämpfer gegen den Faschismus« zu ehren waren. Geehrt wurden kommunistische Widerstandskämpferinnen – Sozialdemokraten und Parteilose lange Zeit nur dann, wenn sie sich dem kommunistischen Widerstand angeschlossen hatten. Die anderen Verfolgten degradierte man zu bloßen »Opfern des Faschismus«, das traf vor allem auf Jüdinnen zu. Sinti, Homosexuelle, als »Asoziale« Verfolgte, Opfer der »Euthanasie« oder Wehrmachtdeserteure blieben bis zum Ende der DDR in der Gedenkpolitik marginalisiert, sofern sie überhaupt erwähnt wurden.
Der heroische Antifaschismus der DDR verband sich mit einem Antiimperialismus, der in Bezug auf Israel spätestens nach dem Sechstagekrieg 1967 in einem aggressiven Antizionismus kulminierte.
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