Das Bild des Indianers im Film ist ambivalent

Indianerphantasien

Wilde Männer mit wallendem Haar, die durch jugendliche Träume reiten. Mit den Kämpfen und Niederlagen der Native Americans haben die Traumindiander weißer Mittelschichtskinder nicht viel gemein. Aber das Bild von Winnetou, Uncas und Klein-Biberherz unterscheidet sich deutlich von rassistischen Stereotypen kolonialer und postkolonialer Abenteuerphantasien. Ein Plädoyer für die kritische Betrachtung von Bildern und Erzählungen im Zwischenreich von Mythologie und Realität.

Was wäre wohl aus mir geworden, wenn es keine Indianer gegeben ­hätte, die durch meine Träume ritten, mit wallendem Haar und phantastischer Bemalung? Wild zugleich und doch demütig, weise, bedächtig. Vor allem aber wild. Es war jedoch nicht der edle Wilde nach Art von Winnetou; eigentlich war er schon ein Verräter. Mein Indianer sah eher aus wie Woody Strode in John Fords »Zwei ritten zusammen« (»Two Rode Together«, 1961). Strode als Stone Calf, das steinerne Kalb, an dem sich die verdammten Landräuber die Zähne ausbissen. Einen, der mit einem unbändigen Zorn ins Wasser springt, um seine Feinde mit dem Tomahawk niederzumachen. Ein Schwarzer, der einen Indianer spielt, bringt den Ethno-Diskurs ganz schön durcheinander.

Aber natürlich: Ich kenne keinen Insassen linksliberaler Szenen, der nicht behauptet, er sei in Western immer auf der Seite der Indianer gewesen. Und in der DDR waren die Gojko-Mitić-Indianer ohnehin klassen­bewusste Kämpfer gegen Kapitalismus und Imperialismus. Wenn auch auf verlorenem Posten. Und schön anzuschauen, doch doch. Nur kein bisschen wild. Es war wohl der Mangel an Wildheit, der Indianer auf beiden Seiten der innerdeutschen Grenze so staatstragend und gesellschaftsdienlich machte.

Ich kenne keinen Insassen linksliberaler Szenen, der nicht behauptet, er sei in Western immer auf der Seite der Indianer gewesen. Und in der DDR waren die Gojko-Mitić-Indianer ohnehin klassenbewusste Kämpfer gegen Kapitalismus und Imperialismus. Wenn auch auf verlorenem Posten. Und schön anzu­schauen, doch doch.

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