Schach der Blödheit
In den vielbeschworenen aufregenden Zeiten zu leben, hat einen entscheidenden Nachteil: Aufregung verdooft. Und deswegen braucht man etwas, das nicht nur zuverlässig von einem der täglichen Missstände, Skandale und Schlimmerem ablenkt, sondern einen auch nicht blöder macht. Ein Spielchen, zum Beispiel. Allerdings bloß nix mit Sport, denn von Online-Fußball oder -Boxen bis zu Autorennen ist schon alles für lästig befunden worden. Und das nicht nur, weil es in diesen Daddels vor verhinderten Bundestrainern, Schumis und Klitschkos und damit vor Testosteron nur so wimmelt. Sich ans Erfolg versprechende Schema F zu halten sowie Deppen zu ignorieren, ist definitiv nicht entdoofend, weswegen man im Grunde einfach auch weiter bei Twitter bleiben und in regelmäßigen Abständen den Kopf schütteln könnte, was immerhin sogar noch fast wirklicher Sport ist. Andererseits sind alle anderen Spiele-Genres nun auch nicht eben für den großen Zweck geeignet. Und dann empfiehlt der geschätzte Sportautor Schach. Genauer, Lichess, ein Open-Source-Dingsie.
Schach also – nach all den Jahren, denn als Kind hatte man sehr gern Schach gespielt, es allerdings auch irgendwann wieder aufgegeben, weil es so viele aufregendere Sachen gab. Welche Züge die einzelnen Figuren machen dürfen, vergisst man nicht, aber Überblick und Strategie müssen zuerst mal wieder geübt werden. Dazu gibt es Puzzles, in denen man die besten Züge für eine vorgegebene Match-Situation finden muss. Kreative Ideen zu haben, zahlt sich allerdings nicht aus, weil es Punktabzüge gibt, wenn man nicht das tut, was das Programm als beste Möglichkeit errechnet hat. Das ist schlecht, denn vor dem Einschlafen will man den Tag nicht mit weniger Punkten beenden, als man ihn angefangen hatte. Muss man halt so lange wach bleiben, bis man den eigenen Rekord geschlagen hat, hilft alles nix, aber dann kann man sehr glücklich schlafen. Ha!