Schwedische Kameras und russische Drohen

Bitte lächeln

Das Medium Von

Weil sich der Glaube so überaus hartnäckig hält, dass fake news immer nur von Rechten geglaubt und verbreitet werden, geht es an dieser Stelle um schwedische Blitzer. Diese durch Geschwindigkeitsübertretungen ausgelösten »Fartkameror«, wie sie in Schweden heißen, werden nämlich seit Monaten von russischen Agenten geklaut und irgendwie nach Hause geschickt, damit sie dort in Drohnen eingebaut und in der Ukraine eingesetzt werden können. Einen entsprechenden Tweet teilten bis zum späten Sonntagabend mehrere Tausend deutschsprachige User, obwohl er keinerlei Belege für den großen Kameraklau enthielt. Es folgte großes Haha über die Dämlichkeit russischer Geheimdienste, die doch tatsächlich nichts Besseres zu tun hätten, sowie Entsetzen darüber, dass die Schweden ihre Verkehrsüberwachung nicht besser sichern und dadurch die Drohnenangriffe auf zivile ukrainische Ziele indirekt erst möglich machen.

Beweise? Ein im April gepostetes Youtube-Video, in dem jemand eine gekaperte russische Drohne auseinandernahm und unter anderem zeigte, dass sie mit einer Canon-Kamera ausgestattet war. Plus ein Artikel in der schwedischen Zeitung Aftonbladet vom 19. Oktober, dessen Überschrift lautet: »Soll Temposünder stoppen – und wird nun verdächtigt, im Ukraine-Krieg verwendet zu werden«. Im Text geht es darum, dass in den ver­gangenen Monaten insgesamt 100 solcher Blitzerkameras geklaut ­worden seien und nun das Gerücht kursiere, dass sie in russischen Drohnen verwendet würden. Nicht erwähnt wird, dass Eva Lundberg, bei der schwedischen Verkehrsbehörde zuständig für »Automatische Verkehrskontrollsysteme«, in einem Interview gesagt hatte, dass in den Geräten überhaupt keine Canon-Kameras verwendet werden: »Wir benutzen ausschließlich Nikon-Kameras.« Am 21. Oktober wurde zudem ein Schwede festgenommen, der mutmaßlich für das Verschwinden der Kameras rund um Stockholm verantwortlich ist. Er hat keinen Bezug zu Russland.