Quentin Tarantinos Buch über seine Lieblingsfilme

Kind im Kino

In »Cinema Speculation«, seinem ersten Sachbuch, schreibt der Regisseur Quentin Tarantino über die Filme, die er in den siebziger Jahren gesehen hat – und die ihn nachhaltig geprägt haben.

Los Angeles muss in den siebziger Jahren ein Eldorado für Kinoliebhaber gewesen sein. Es war noch die Glanzzeit der imposanten Kinopaläste, die mehr einem Theatersaal als einem heutigen Kino glichen. Wie das noch immer existierende Orpheum Theatre am Broadway Boulevard mit seinem goldverzierten Stuck, herabhängenden Kronleuchtern und knapp 2 000 Sitzplätzen. Oder das 1982 geschlossene Loyola Theatre nahe dem Flughafen, das mit seiner beeindruckenden Architektur einem Schwan glich, dessen neonbeleuchteter Hals mit fast 20 Metern Länge in den Nachthimmel ragte. Aber es war auch die Zeit der populären Grindhouse-Kinos, die in der ganzen Stadt zu finden waren und in denen zweitklassige Genre-Werke und Exploitation-Filme im Doppelpack gezeigt wurden.

In einem der Grindhouse-Kinos, genauer gesagt im Carson Twin Cinema im Süden der Stadt, lief 1977 an einem Samstagnachmittag der zugegebenermaßen nicht zweit-, sondern erstklassige Film »Taxi Driver« von Martin Scorsese zusammen mit »The Farmer« von David Berlatsky. Zu dem ansonsten komplett schwarzen Publikum gehörte auch der damals 15jährige Quentin Tarantino. Die damalige Zuschauerreaktion mag angesichts eines Films, der die Geschichte eines vereinsamten Taxifahrer ­erzählt, der eine Prostituierte befreien will und einen Amoklauf begeht, etwas befremdlich wirken: »Wir lachten so heftig über diesen Typen, dass wir uns für die nächsten zwanzig Minuten kaum auf den Film ­konzentrieren konnten. Weil wir uns gegenseitig immer wieder zum Lachen brachten.«

Tarantino möchte die Filme samt ihrer Produktions­geschichte miteinander korrespondieren, sie in einen Dialog treten lassen.

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