Ein Rückblick auf das Jahr der „Zeitenwende“

Ogottogott!

Ein Blick zurück aufs Jahr 2022, in dem Deutschland in der Vorrunde ganz ohne angedrohten Punktabzug wegen Zeigens der One-Love-Binde aus der Fußball-WM flog und Judenhetze als Kunst verkauft wurde.

»Godislove«, so lautete das Passwort des britischen Soul-Kollektivs Sault, das auf seiner Website Anfang November netterweise fünf Alben als Download verschenkte. Es ist die vielleicht schönste Botschaft des Kulturbetriebs 2022, denn bei genauerer Betrachtung hatte man es über weite Strecken mit einem gottverlassenen Jahr zu tun. Es ist das Jahr, in dem der Krieg nach Europa zurückgekehrt ist und die mollige Gemütlichkeit in deutschen Wohnzimmern gestört hat. Eine Welle Omikron-Viren, ungezählte Brandherde in aller Welt sowie das deutsche Hin- und Herlavieren zwischen Gas- und Klimakrise senken Stimmung und Zimmertemperatur weiter ab. Anders als im Lockdown-Jahr 2021 machte jetzt aber nicht einmal mehr das Zoom-Saufen Spaß.

Kein Wunder, dass Harry Styles mit seinen Coming-out-Regenbogenfahnentänzen auf der »Love On Tour«-Tournee zum neuen Album »Harry’s House« von den Teen­agern wie ein Messias gefeiert wurde. Später im Jahr stellte er dann noch in dem stylishen, von zig Skandalen umwitterten Psychothriller »Don’t Worry Darling« seine darstellerischen Qualitäten unter anderem beim Cunni­lingus unter Beweis.

Unterdessen machten die Eltern daheim schon mal die American-Express-Karte für die Special-Kreditkarten-T-Shirt-Edition im Harry-Styles-Pop-up-Store klar, verkürzten ihre Dusch-Sessions und sparten, um die zu erwartende Strom- und Gasrechnung begleichen zu können.

Bei der Fußballweltmeisterschaft der Männer in Katar durfte das Regenbogensymbol bekanntlich nicht einmal in der abgewandelten Form der dezenten »One-Love-Binde« getragen werden. Immerhin werden LGBTQI-Erzieher:innen hierzulande bald nicht mehr aus katholischen Kindergärten geworfen. Das neue Arbeitsrecht der katholischen Kirche macht’s möglich. Was das mit der Fußball-WM in Katar zu tun hat? Den Fachkräftemangel vielleicht?

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