Von ihrer strikten Anti-AKW-Haltung sind die Grünen abgerückt

Grüne Regierungsfähigkeit

Die Partei Bündnis 90/Die Grünen hat zuletzt auch mit ihrer strikten Haltung gegen den Weiterbetrieb von Atomkraftwerken gebrochen. Ihre Klimapolitik ist wie auch die Sozialpolitik vor allem von realpolitischem Opportunismus geleitet.

Vom Frühjahr bis zum Herbst 2022 ließ sich einmal mehr beobachten, dass die angeblichen Grundüberzeugungen der aus der Anti-Atomkraft-Bewegung entstandenen Partei Bündnis 90/Die Grünen so grundfest nicht sein können. Wegen der zu erwartenden Energieknappheit stellte als erster Parteivertreter – wenig überraschend – der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann das Ende der »friedlichen Nutzung der Kernenergie« in Deutschland zur Disposition. Wohl besorgt um die Wirtschaft im Ländle, verwahrte er sich diesbezüglich bereits Anfang März 2022 gegen »Denkverbote«.

Bei seiner Parteikollegin Steffi Lemke, die seit Ende 2021 das Bundesministe­rium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz ­leitet, hat es etwas länger gedauert. Die Atomministerin hatte einen Weiter­betrieb der »Hochrisikotechnologie« über das gesetzliche Abschaltdatum 31. Dezember 2022 zunächst vehement ausgeschlossen, knickte aber schließlich – ebenso wie Robert Habeck – nach dem »Machtwort« von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) im Oktober ein. Für ihr Umschwenken in puncto Atomenergie macht sie nun die von Vorgängerregierungen geschaffenen Ver­hältnisse und die »fossile Erpressung« durch Russland verantwortlich.

Die Regierung plant, in Deutschland eine LNG-Infra­struktur einzurichten, die, wenn alle Projekte verwirklicht werden, die ausbleibenden russischen Gaslieferungen überkompensiert.

Noch kein Abonnement?

Um diesen Inhalt zu lesen, wird ein Online-Abo benötigt::