Im Staffelfinale von „Atlanta“ rückt die Frage nach dem Preis des Ruhms in den Fokus

»Twin Peaks«, aber gerappt

2016 startete in den USA die von Donald Glover entwickelte HipHop-Saga »Atlanta«, die aus der Perspektive afroamerikanischer Protagonisten vom Alltag zwischen Sofa, Club und Shopping Mall, von rassistischer Ausgrenzung und künstlerischen Ambitionen erzählt. Die von Mehrdeutigkeit, Exkursen und Träumen geprägte Serie hat das Fernsehen ähnlich stark verändert wie David Lynchs »Twin Peaks«. Das ­Serienfinale der deutschen Synchronfassung läuft jetzt auf Disney Plus an.

Ein schwarzer Teenager kniet in einem Schrebergarten. Unter der Aufsicht der beiden weißen Pflegemütter, zu denen das Jugendamt ihn verfrachtet hat, jätet er Unkraut und klagt über seinen Hunger. Als er missmutig fragt, wie lange er noch ar­beiten müsse, schlagen die beiden Hippie-Mütter ihm vor, ein Lied zu singen. Also rappt er los: »I feel like I’m Gucci Mane in 2006.« So sei das nicht gemeint gewesen, er solle lieber was Albernes singen, bekommt er zu hören. Und dann singt eine der Frauen ihm mit tiefer Stimme vor: »I don’t wanna work no mooore …«

Man fragt man sich bei dem Rassismus, den die Szene mit slapstickartiger Boshaftigkeit offenlegt, ob man wirklich über sie lachen kann. Eine Frage, die sich beim Anschauen der von Allround-Talent Donald Glover entwickelten Serie »Atlanta« – »the black comedy about black life« (New Yorker) – häufig stellt. Die Epi­sode »Drei Ohrfeigen«, die von den Morden der Adoptivmütter Jennifer und Sarah Hart an ihren schwarzen Pflegekindern inspiriert wurde, eröffnete die dritte Staffel, die vergangenen Sommer nach vier Jahren Sendepause die Fortsetzung der US-Serie markierte. Diesen Januar läuft nun auch in Deutschland die vierte und letzte Staffel der Serie auf Disney Plus.

»Atlanta« spielt auf wahre Begebenheiten an, zieht politische Diskurse heran, fädelt sie in die Erzählung ein, ohne je in ihnen aufzugehen.

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