Die Serie »Copenhagen Cowboy« ist eigentlich viel zu ästhetisch für Netflix

Dänische Unterwelt

»Copenhagen Cowboy«, die neue Serie des Regisseurs Nicolas Winding Refn, ist eine ästhetisch fulminante Angelegenheit, die eigentlich nur ein Nischenpublikum anspricht. Wieso also zeigt Netflix eine solche Show?

Die Meldung sorgte Anfang Januar für große Verwunderung: Baran bo Odar und Jantje Friese, die beiden Schöpfer von »1899«, der bislang teuersten Serie aus Deutschland und eines großen Prestigeprojekts der hiesigen Filmproduktion, verkündeten ohne nähere Erklärung auf Instagram, dass es keine zweite Staffel ihrer erst Ende November auf Netflix angelaufenen Serie geben werde.

»Manchmal entwickeln sich die Dinge nicht so, wie man sie geplant hat«, hieß es in der knappen Mitteilung. Mit rund 70 000 Likes und in Tausenden Kommentaren äußerten die Fans der Serie ihren Missmut. Nur allzu verständlich, war die mysteriöse Science-Fiction-Geschichte um ein Auswandererschiff, das 1899 auf dem Weg nach New York vom Kurs abkommt, doch auf mehrere Staffeln angelegt und die erste davon bewusst mit einem offenen Ende ver­sehen worden.

Die Lust an der Inszenierung steht klar im Vordergrund – als wollte jede Einstellung die vorhergehende in ihrer visuellen Perfektion übertreffen.

Auch wenn sich Netflix offiziell nicht dazu äußerte, liegt der Grund der Absetzung auf der Hand: eine zu geringe Publikumsnachfrage. Das US-amerikanische Wirtschaftsma­gazin Forbes spekuliert, die Serie habe wie viele andere Produktionen eine zu niedrige completion rate. Zu wenige Zuschauer:innen hätten sich also die erste Staffel bis zur letzten Folge angesehen. Im streaming war, in dem die großen Anbieter wie Netflix, Amazon Prime, Disney+ oder Sky mit einer Unmenge an Produktionen um die Aufmerksamkeit und letztlich das Geld ihrer Abonnent:innen buhlen, wird in immer kürzeren ­Abständen die Profitabilität evaluiert, im Falle von »1899« bereits nach knapp einem Monat. Die Phase der Marktbereinigung, die auf die Phase der anfänglichen und äußerst inno­vativen Markteroberung folgte, wie Georg Seeßlen die Entwicklung ­bereits vor drei Jahren in dieser Zeitung (Jungle World 27/2019) beschrieb, lässt sich hier bestens beobachten.

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