Übernatürlicher Tele-Evangelist
»Kennen Sie den Unterschied zwischen einer Frau mit PMS und einem knurrenden Dobermannpinscher? Die Antwort ist Lippenstift«, scherzte einst John Hagee, der Gründer der evangelikalen Cornerstone Church in Texas, die etwa 20 000 aktive Mitglieder hat. Nach der Legalisierung der Homoehe in den USA im Jahr 2015 schimpfte er, die gleichgeschlechtliche Ehe werde im Himmel niemals als legitim akzeptiert werden, und dass der »Oberste Gerichtshof Amerika zum neuen Sodom und Gomorrha gemacht hat«. 1999 sagte der damalige Fernsehprediger und Vorsitzende von Christians United for Israel, »der Holocaust sei das Werk der göttlichen Vorsehung gewesen«, denn »Gott habe Adolf Hitler geschickt, um den Juden zu helfen, das gelobte Land zu erreichen«. Die Äußerungen wurden publik, nachdem Hagee 2008 den republikanischen Präsidentschaftskandidaten John McCain unterstützt hatte. Zwar entschuldigte sich Hagee bei der Anti-Defamation League, doch McCain beendete die Zusammenarbeit im Wahlkampf.
Die Republikanerin und einstige UN-Botschafterin Nikki Haley indes ließ Hagee vorige Woche in South Carolina ihre Kampagne für die Präsidentschaftskandidatur 2024 eröffnen. »Gib ihr eine Weisheit, die übernatürlich ist«, betete Hagee. »Pastor Hagee, ich sage immer noch, dass ich Sie sein möchte, wenn ich groß bin«, sagte Haley daraufhin. Der 82jährige ist der Gründer des christlichen Multimedia-Imperiums John Hagee Ministries, Autor von Büchern über Verschwörungen und davon überzeugt, dass die Bibel das nahe Ende der Welt prophezeit. Die islamischen Staaten, die Europäische Union, Russland und China, so meint er, werden Israel angreifen, der Krieg wird das Jüngste Gericht bringen. In einer Predigt bezeichnete Hagee 2003 den kommenden Antichrist als »schwul«, teilweise jüdisch, »wie Hitler und Karl Marx« und »aus Deutschland kommend«, und machte eine »unsichtbare Regierung«, an der das Federal Reserve System, die Rothschilds und die Illuminaten beteiligt seien, für ökonomische Probleme der USA verantwortlich. In einem Interview behauptete er, es gebe »liberale Juden«, die Homosexualität und Abtreibung unterstützten und durch ihre »vergiftete Sichtweise« sein Engagement für Israel nicht schätzten.
