Rants und Revolution in der Redaktion

Homestory #17/23

Zwischen Bronx und Kreuzberg - die »Jungle World« lässt die Social-Media-Hosen runter.
Homestory Von

Schon wach? Nö, nicht so richtig, ist ja noch früh und in unseren Social-Media-Gruppen ist wenig los. Erst gegen später setzt in den redaktionsinternen Chat-Gruppen der Traffic ein. Redakteure und Redakteurinnen bieten ihre zu groß gewordene Yucca-Palme an, teilen Fundstücke aus dem Internet (»Im Bronx-Zoo in NYC gibt es übrigens ein Gehege, das so heißt wie wir!« Foto vom Zoo-Eingang), posten Szene-Interna und stellen wilde Fragen (»Haben wir oder jemand einen Online-Zugang für die Junge Welt?).

So weit, so gut. Aber werden bei der Jungle World skandalöse Textnachrichten wie im Hause Springer gepostet? Verdeckte Kampagnen initiiert? Wird bepöbelt und gehatet?

»Hahaha, Ossi-Othering«, meint ein Redakteur aus dem inneren Zirkel gewohnt zurückhaltend über Dirk Oschmanns Buch »Der ­Osten, eine westdeutsche Erfindung«. Eine Kollegin wird deutlicher. »Ich habe nichts gegen Ossis, meine Nachbarn sind sogar welche. nehmen Pakete an + kontrollieren Hausmüll.«

Transparenz wird in jedem Fall bei uns groß geschrieben. Aus Anlass der Döpfner-Rants machen wir daher Teile unserer Chatnachrichten zu kultursensiblen Themen (FDP, neue Bundesländer) öffentlich. Urteilen Sie bitte selbst, ob Sie bei uns irgendwelche verletzenden oder missverständlichen Darstellungen und Ausdrucksweisen erkennen können.

»Hahaha, Ossi-Othering«, meint ein Redakteur aus dem inneren Zirkel gewohnt zurückhaltend über Dirk Oschmanns Buch »Der ­Osten, eine westdeutsche Erfindung«. Eine Kollegin wird deutlicher. »Ich habe nichts gegen Ossis, meine Nachbarn sind sogar welche. nehmen Pakete an + kontrollieren Hausmüll.« »Basically allesamt Faschisten«, resümiert ein dritter Redakteur.

Versuchte Wahlbeeinflussung, gibt es das auch? Na, sicher. »Können wir bitte nochmal ­einen Giffey-Hate-Text bringen vor der Wahl?« hakt ein aufmerksamer Redakteur in einem Post an das Inlandsressort nach. Der FDP wird politisch übrigens gar nichts zugetraut (»An die FDP denke ich aus Prinzip nicht«), die alte Zahnärztepartei wird mit schlechtem Wetter (»gute Farbe für Regenjacken @KatjaSuding«) und schlechtem Geschmack in Verbindung gebracht (»Warum haben da alle Frauen seltsame Doppelnamen?«).

Aber wie geht es denn nun weiter? Die Umsturzpläne des Springer-Chefs – »Vielleicht sollte man aus der ehemaligen DDR eine Agrar- und Produktionszone mit Einheitslohn machen« – werden bei uns als viel zu kleinteilig verlacht. Umsturz geht anders. Wobei es praktische Bedenken gibt: »Hab’ 25 based Genossen max. – wird wohl nix.« Besonders schwarz sieht ein anderer Kollege: »Wenn ich mir überlege, wer eine Revolution machen könnte, möchte ich in echt lieber keine erleben.«