Perus ehemaliger Präsident Alejandro Toledo sitzt jetzt in Untersuchungshaft

Korruptes Quartett

Porträt Von

Alejandro Toledo, von 2001 bis 2006 Präsident Perus, muss sich als Letzter in einer Reihe von ehemaligen Staatsoberhäuptern des Lands vor Gericht verantworten. Er wird beschuldigt, Teil der »Operation Lava Jato« (Autowäsche), einem der größten Korruptionsskandale Lateinamerikas, zu sein und von den bra­silianischen Unternehmen Camargo Corrêa und Odebrecht einen US-Dollarbetrag in zweistelliger Millionenhöhe für den Bau der Interozeanischen Autobahn zwischen Peru und Brasilien angenommen zu haben.

Das Geld soll er dem Online-Portal Perú Reports zufolge zur Abzahlung privater Hypotheken und zum Kauf von Luxusimmobilien im Namen seiner Schwiegermutter verwendet haben. 2017 erließ ein peruanischer Richter einen internationalen Haftbefehl gegen Toledo. Peru beantragte bereits 2018 seine Auslieferung aus den USA, wo er 2019 festgenommen wurde; am Sonntag wurde er ausgeliefert. Die Staatsanwaltschaft fordert eine Haftstrafe von 20 Jahren.

Toledo war der erste demokratisch gewählte Präsident nach der autoritären Herrschaft Alberto Fujimoris.

Toledo bestreitet die Vorwürfe und besteht darauf, dass er in Peru keinen fairen Prozess erhalten werde. Er war der erste demokratisch gewählte Präsident nach der autoritären Herrschaft Alberto Fujimoris, der den Kongress aufgelöst und einen brutalen Feldzug gegen die Guerillaorganisationen Sendero Luminoso und MRTA geführt hatte. Im damaligen Wahlkampf hatte der indigene Toledo einen »Bruch mit der Vergangenheit« angekündigt, besonders was die Vetternwirtschaft unter dem Fujimori-Regime anbetraf. Er entschuldigte sich öffentlich für die von der Armee begangenen Menschenrechtsverletzungen.

Toledo sitzt nun in Untersuchungshaft im Barbadillo-Gefängnis in Lima – in ­illustrer Gesellschaft. Zwei ehemalige peruanische Präsidenten sind hier bereits inhaftiert: Fujimori seit 2009 für 25 Jahre wegen Menschenrechtsverletzungen, Pedro Castillo wegen des Versuchs, im Dezember den Kongress Perus aufzulösen, was zu Kämpfen führte und das Land in eine Krise stürzte.

Gegen den ehemaligen Präsidenten Pedro Pablo Kuczynski wird ebenfalls wegen Geldwäsche ermittelt. Alan García, der Toledo von 2006 bis 2011 als Präsident folgte, nahm sich das ­Leben, als die Polizei ihn 2019 verhaften wollte. Toledos Anwalt in den USA, David Bowker, hatte die Ermittlungen als »politische Verfolgung« bezeichnet.