Folklore, Fake-News und fit für die neuen Büroräume

Homestory #18/23

Die »Jungle World« zieht um, in Serbien ist was los und Twitter nervt.
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Als wir vor nicht allzu langer Zeit entschieden haben, wo es diesen Sommer für unsere Auslandsausgabe hingehen soll, stand Serbien auf einer Liste von drei Ländern, die in Frage kamen. Ein Blick in diese Ausgabe zeigt, dass Serbien problemlos genug Drama für eine ganze Auslandsausgabe bieten würde. Wir mussten dann auch tatsächlich eine Abstimmung abhalten, um zu einer Entscheidung zu kommen. Es ging denkbar knapp aus, gewonnen hat aber doch ein anderes Land. Welches das ist, soll noch nicht verraten werden. Nur so viel: Putin-Folklore ist dort eher nicht angesagt.

Ein Ort, an dem solche Folklore derzeit Konjunktur hat, ist Twitter. Seit Elon Musk das Unternehmen übernommen hat, sind die Regeln, die die Verbreitung von fake news erschweren sollten, spürbar gelockert worden. Auch dass inzwischen jeder, der bereit ist, acht US-Dollar im Monat zu zahlen, mit einem »blauen Haken« zum privilegierten Nutzer werden kann, hat sich nicht gerade positiv auf die Qualität des Dienstes ausgewirkt. Die Jungle World hatte eh nie einen blauen Haken – und für Organisationen kostet die ­Verifizierung unter Elon Musk inzwischen sogar 1.000 US-Dollar im Monat. Medienberichten zufolge ist nicht mal die New York Times bereit, das zu zahlen. Wir würden ohnehin keinen Cent dafür ausgeben.

Im Moment ist Twitter wegen technischer Probleme immer schlechter zu benutzen, und vielleicht wäre es das Beste, wenn es mit dem Dienst langsam zu Ende ginge.

So bleibt nur zu hoffen, dass uns nicht zustößt, was kürzlich den Rapid Support Forces passierte. Die sudanesische Miliz, die im derzeitigen Bürgerkrieg gegen die Regierungstruppen kämpft, verlor bei Twitter ihren blauen Haken – vielleicht, weil sie gerade Wich­tigeres zu tun hat, als die Gebühr an Elon Musk zu überweisen. Kurz darauf gab sich ein neuer Account – mit blauem Haken – als Rapid Support Forces aus und verkündete, ihr Anführer Hemedti sei gestorben. Der Account war fake, genauso wie die Nachricht. Im Moment ist Twitter wegen technischer Probleme immer schlechter zu benutzen, und vielleicht wäre es das Beste, wenn es mit dem Dienst langsam zu Ende ginge.

Zu Ende geht es derzeit auch in unserem Büro in der Gneisenau­straße. Dort ist schon alles gepackt für den Umzug, der dann am Tag nach dem dieswöchigen Redaktionsschluss losgeht. So nett die neuen Büros auch sind, ist es doch ein wenig schade, dass zukünftig nur noch Platz für die Hälfte unseres schönen großen Konferenztisches sein wird.

Ebenfalls verabschieden müssen wir uns von der geliebten Kolumne »Notizen aus Neuschwabenland«. Unser Autor Volker Weiß wird weiter über die Neue Rechte schreiben, aber mit der 50. Folge soll die Kolumne nach vielen Jahren an ihr Ende kommen. Passenderweise geht es in der letzten Folge unter anderem darum, dass der Verfassungsschutz nun offiziell festgestellt hat, dass Kubitschek und Konsorten »gesichert rechtsex­trem« sind. Wer von Anfang an Volker Weiß’ Notizen gelesen hat, weiß das freilich schon länger.