Milizenführer, die sich im Darfur-Konflikt bereichert haben, kämpfen nun um die Macht im Sudan

Rivalität unter Kriegsherren

Der ehemalige Milizenführer Mohammed Hamdan Dagalo ist durch den Darfur-Konflikt reich und mächtig genug geworden, um Krieg gegen das traditionelle militärische Establishment des Sudan zu führen.

Was als Krieg um die Peripherie begann, droht nun, das Zentrum des Sudan zu zerstören. Spätestens mit Beginn der Kämpfe zwischen den von Generalleutnant Mohammed Hamdan Dagalo kommandierten Rapid Support Forces (RSF) und der von Generalleutnant Abdel Fattah al-Burhan kommandierten sudanesischen Armee am 15. April wurde der seit 20 Jahren in Darfur schwelende bewaffnete Konflikt in die Hauptstadt Khartoum getragen.

Dagalo, im Sudan meist Hemedti genannt, wurde in den Steppengebieten der westsudanesischen Region Darfur geboren und gehört dem arabischen Stamm der Rizeigat an. Er begann seine militärische und damit auch wirtschaftliche und politische Karriere als einer der Kommandanten der gefürchteten Janjaweed-Milizen, die das Regime Omar al-Bashirs seit dem Beginn des Aufstands der Sudan Liberation Army (SLA) und des Justice and Equality ­Movement (JEM) 2003 ausgerüstet hatte, um gegen die Guerillabewegungen vorzugehen.

Das damalige sudanesische Regime griff dabei auch auf bereits existierende Milizen zurück, die der libysche Diktator Muammar al-Gaddafi bereits in den achtziger Jahren unterstützt hatte. Vor allem nutzte das Regime den durch Klimawandel und Überweidung verschärften Konflikt zwischen meist arabischen, Kamele züchtenden No­mad:innen oder Halbnomad:innen und überwiegend nichtarabischen bäuerlichen Bevölkerungsgruppen wie den Fur, Masalit oder Midob. Andere wie die auch im benachbarten Tschad lebenden Zaghawa betreiben zwar ebenfalls Ackerbau und Viehzucht, sind jedoch trotz weiterer Verwendung ihrer eigenen Sprache kulturell teilweise arabisiert. Sowohl Zaghawa als auch Fur spielten im JEM wichtige Rollen, während das Regime arabische Stämme wie die Rizeigat gegen die Aufständischen einsetzte. Die irregulären Truppen dieser Stämme, die Janjaweed, waren für viele der schlimmsten Kriegsverbrechen in diesem langjährigen Konflikt verantwortlich.

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