Im Film »Beau Is Afraid« gerät der Protagonist von einer dystopischen Situation in die nächste

Der auferstandene Fellini

Aus guten Grund hat Beau Angst, denn im Film »Beau Is Afraid« wird die von Joaquin Phoenix verkörperte Hauptfigur auf eine Odyssee geschickt und stolpert von einer dystopischen Situation in die nächste. Die Regiearbeit von Ari Aster evoziert dabei meisterhaft das Gefühl des Träumens.

Es ist zappenduster zu Beginn von Ari Asters neuem Film »Beau Is Afraid«. Dann kommt allmählich Licht ins Dunkel – der Zuschauer erlebt eine Geburt aus der Perspektive des Säuglings. Das Erste, was Säugling und Zuschauer hören, sind die panischen Rufe der Mutter: »Warum schreit es denn nicht?« Dann, endlich, der erlösende Schrei und ein Schnitt in die erzählerische Gegenwart. Beau Wassermann (Joaquin Phoenix) ist nun ein verunsicherter, introvertierter Erwachsener und sitzt in der Praxis seines Psychotherapeuten. Dieser befragt ihn über seine Gefühle angesichts des bevorstehenden Besuchs bei seiner Mutter, die derweil unaufhörlich versucht, Beau telefonisch zu erreichen.

»Beau Is Afraid«, eine pointierte Gesellschaftssatire, ist Asters dritter Kinofilm nach den Horror-Erfolgen »Hereditary« und »Midsommar«. So gleicht Beaus Heimweg von der Therapiesitzung einem dystopischem Spießrutenlauf durch eine groteske Karikatur einer typischen zeitgenössischen Großstadt: Mütter schreien auf ihre Kinder ein, filmende Passanten feuern lachend einen Lebensmüden an, endlich von einem Hochhaus zu springen. Die Kreuzung, an der Beaus Apartment liegt, ist bevölkert von Junkies, die sich gegenseitig die Augen ausdrücken, und volltätowierten Unterweltgestalten. Am Straßenrand liegen Leichen, inmitten dieses Höllenkreises tanzt ein halbnackter Bursche, als wäre das alles eine Technoparty.

Den erwachsenen Beau verkörpert Joaquin Phoenix mit einer solchen Hingabe, dass es ein Genuss ist, diesem verängstigten Antihelden auf seiner grotesken Odyssee zu folgen.

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