Das Album »Goodfun« von ­IC-Red

Märchen im Videospielformat

Platte Buch Von

Im Alter von 14 Jahren sahen sie zum ersten Mal rot. Martha de Barros und Goya van der Heyden, so berichten sie in einem kurzen Text, trieben sich als Teenager gerne in alten Gebäuden herum, zwischen vergilbten Puppenköpfen und leeren umherrollenden Bierdosen. Mit »Goodfun« hat das Punk-Rap-Duo IC-Red aus den südlichen Niederlanden nun ein kaum beachtetes Album veröffentlicht. Die Platte hört sich wie die Punkversion eines klassischen Märchens im Videospielformat an: Man kann die beiden weiblichen Hauptfiguren begleiten auf ihrer Reise, auf der sie sich für jedes neue Level bei einem anderen Genre bedienen und dabei ziemlich rotzig ihre Abenteuer verwursten.

»Goodfun« oszilliert zwischen rauem Lo-Fi und Rap, melancholisch jazzigen Synthies, schrammeligem Grime und sanftem Dream Pop. De Barros und van der Heyden herrschen auf ihrer Platte uneingeschränkt – es gibt keinen heimlichen Hit, der den Rest der Tracks hoffnungslos in den Schatten stellt. Auch gingen den Aufnahmen, so wie sie sich anhören, keine beflissenen konzeptuellen Überlegungen voraus, gekonnte Arrangements sucht man vergebens. Vielmehr reihen sich hier raue Rap-Perlen an liebevolle Oden an die Outsider-Band The Shaggs, wie etwa auf »Mike’s Wet Dream«, dem letzten Track der Platte, oder erinnern an die sphärischen Loops von Hype Williams.

Inhaltlich geht es um Coming-of-Age-Themen: Während die beiden über das singen, was Teenager so bewegt, nämlich Einsamkeit, Spaß und Herzschmerz, stellen sie auch äußerst trocken Bezüge zur Gegenwart her. Zum Beispiel, wenn gelangweilt und mit einer Portion Ironie über den Überdruss, den Dating Apps bereiten (»You must be one of those/I’d be so lucky to date, Goodfun!«), oder über die seltsamen und einzigen Höhepunkte im Alltag der von der Pandemie leergefegten Städten berichtet wird, nämlich Essenslieferdienste (»Uber eats, uber eats, it’s amazing!«).

IC-Red: Goodfun (South of North)