Gespräch mit Alexander Pehlemann, Publizist, über den Magnetbanduntergrund der DDR

»Punk war Ausdruck eines innergesellschaftlichen Widerspruchs«

Seit einigen Jahren wächst das Interesse an Subkulturen und Punk im ehemaligen Ostblock. Anfang der neunziger Jahre war der Publizist und Gründer des Magazins »Zonic«, Alexander Pehlemann, mit diesem Interessenschwerpunkt noch ziemlich allein auf weiter Flur. Vor kurzem hat er den Sammelband »Magnetizdat DDR« mitherausgegeben, der den Magnetuntergrund der DDR unter die Lupe nimmt. Die »Jungle World« sprach mit Pehlemann über Kassetten als Demokratisierungsmedium und die Paranoia der DDR-Bürokratie.
Interview Von

Seit 30 Jahren veröffentlichen Sie Bücher und Artikel und halten Vorträge über den Punk-Underground im Ostblock und speziell in der DDR. Welche Strahlkraft geht für Sie von der damaligen Gemengelage aus, die Sie thematisch immer wieder dahin zurückkehren lässt?
Das hat zuvorderst biographische Gründe. Ich bin in der DDR aufgewachsen und dort früh in Berührung mit Punk und Post-Punk gekommen. Wobei ich bis zum Systemzusammenbruch ehrlicherweise hauptsächlich Musik aus dem Westen gehört habe. Die Musik von DDR-Bands hatte für mich insofern Priorität, als dass sie – im Gegensatz zur Musik aus dem Westen – für mich auch live erlebbar war. Die Platten von Bands aus dem Westen waren für mich wiederum auch schwer erhältlich, da ich damals über nahezu keine Westkontakte verfügte.

Der Schwerpunkt auf den Ostblock ist in der Form eigentlich erst nach 1989 gekommen – durch verschiedene, meist zufällig entstandene Kontakte zu Personen, die mir Zugänge zu den Subkulturen des Ostblocks geöffnet haben. 1993 habe ich dann Zonic (ein Fanzine aus Greifswald, Anm. d. Red.) gegründet, wodurch sich die thematische Auseinandersetzung mit den Subkulturen des Ostblocks – neben anderen Themen, die ebenfalls stattgefunden haben in Zonic – über die Jahre durch diverse Projekte und Nebenprojekte zunehmend intensiviert hat.

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