»Ich wollte eine Art Post-Post-Everything-Punk machen«
Sie treffen hier im Rahmen Ihres Konzerts in Berlin viele ukrainische Verwandte und Freunde. Wie ist es für Sie, für diese Exilgemeinde zu spielen und diese Menschen zu treffen?
Es ist natürlich eine besondere Situation, sie hier zu treffen – »besonders« auf eine beschissene Art und Weise, denn in der Ukraine ist das ganze Leben auf den Kopf gestellt. Auch wenn man mit den Menschen dort telefoniert, ist klar, dass das Gegenüber am Handy in einer völlig anderen Realität, der Kriegsrealität, lebt. Dennoch redet man auch über normale Dinge. Historisch gesehen sind die Ukrainer:innen zum Glück sehr widerstandsfähige Menschen.
Haben Sie selbst Angehörige im Krieg verloren?
Ja, ein Cousin von mir ist kürzlich gestorben. Wenn man von dort kommt, ist fast jeder auf die eine oder andere Weise betroffen.
Ihre Eltern und Großeltern haben unter der Unterdrückung während der Sowjetzeit gelitten, Ihre Großeltern auch unter dem Holodomor.
Jeder, der in den Dreißigern in der Ostukraine war, hat unter dem Holodomor gelitten. Meine Großeltern sind dort aufgewachsen. Sie waren Teenager, als es passierte. In meiner Familie kennen wir diese Geschichte nicht aus den Büchern, sondern unsere Großeltern haben sie uns erzählt. Meine Eltern wanderten Jahrzehnte später, nach der Tschernobyl-Katastrophe, als politische Flüchtlinge aus und landeten in den USA, in Vermont.
»Sie müssen gegen eine Menge Mythologie und Desinformation ankämpfen, die methodisch seit Hunderten von Jahren über die Bevölkerung gestülpt wurden. Das ist eine schwere Aufgabe. Wenn man Parallelen ziehen will, dann vielleicht zur »Dekolonialisierung des Denkens« von Ngugi wa Thiong’o.«
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