Krieg und Frieden und Weltvernichtung: Was ist eigentlich Pazifismus?
Ansicht der Ausstellung »Eyewitness: Hungarian Photography in the 20th Century« in der Royal Academy of Arts in London, 2011. Links hängt das 1936 erstmals veröffentlichte Foto »Death of a Loyalist Soldier« von Robert Capa, das als berühmtestes Bild der Kriegsfotografie gilt. Von Capa stammt auch der Satz: »Der brennendste Wunsch eines Kriegsfotografen ist der nach Arbeitslosigkeit.«
Der Begriff »Pazifismus« ist die deutsche Übersetzung einer recht jungen französischen Neubildung aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, als sich im Rahmen der bürgerlich-liberalen Emanzipationsbewegung in Europa und den USA eine organisierte Friedensbewegung herausbildete. Kreiert hat das Wort pacifisme der Lexikologe Jean-Baptiste Richard de Radonvilliers für sein 1845 erschienenes »Wörterbuch neuer Wörter«. Es ist abgeleitet vom lateinischen Substantiv pax für »Frieden« (Genitiv pacis) und dem Verbum facere für »machen, tun, herstellen«. Radonvilliers definierte das neue Wort als »System der Befriedung, des Friedens; alles, was dazu dient, ihn zu etablieren, zu erhalten«.
Auf dem Weltfriedenskongress Mitte September 1901 in Glasgow wurde »Pazifismus« erstmals offiziell als Bezeichnung für die verschiedenen Strömungen und gedanklichen Positionen der Friedensbewegung international verwendet. Das basierte auf einem Vorschlag des französischen Anwalts und Schriftstellers Émile Arnaud, den der Präsident der Internationalen Liga für Frieden und Freiheit im Monat zuvor in der belgischen Zeitung L’Indépendance belge gemacht hatte. Dort schrieb Arnaud: »Wir sind nicht nur friedlich, wir sind nicht nur friedfertig, wir sind nicht nur friedensstiftend. Wir sind alles zusammen und noch mehr: Wir sind, in einem Wort, Pazifisten.«
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