Immer mehr unabhängige Verlage berichten von existentiellen Problemen

Von Lesern leben

Unabhängige Verlage stehen vor existentiellen Problemen. Die Produktions­kosten steigen immer weiter und es wird immer ­schwieriger, Titel in Buchhandlungen zu platzieren. Aber nicht nur Verlage und Vertriebe haben in den vergangenen Jahren bereits auf­gegeben; auch Buchhandlungen schließen.

»Die Produktionskosten, sprich die Druckpreise und dort insbesondere die Papierpreise haben sich in den vergangenen drei Jahren nahezu verdoppelt«, berichtet Tatjana Niederberghaus vom Verlagskollektiv Unrast aus Münster der Jungle World. »Das ist nur zu einem geringen Anteil über erhöhte Ladenpreise für unsere Bücher auszugleichen, schon mal gar nicht ad hoc.« Denn »Ladenpreiserhöhungen haben immer auch zur Folge, dass der Buchverkauf zurückgeht – insbesondere bei einem wichtigen Teil unserer Zielgruppe: jungen Leuten, Studierenden«, pflichtet Jörn Essig-Gutschmidt seiner Kollegin bei.

Mitte August bat der Verlag in einem Newsletter um Unterstützung. Aufgrund der »weltweiten multiplen Krisen«, heißt es darin, seien die Produktionskosten immer weiter gestiegen, was den unabhängigen Verlag, der versuche, seine Buchpreise »so niedrig wie möglich« zu halten, »besonders stark betrifft«.

Essig-Gutschmidt hat den Unrast-Verlag 1990 mitgegründet. Er kennt die Entwicklungen der vergangenen 30 Jahre. Es sei schwieriger geworden, Titel in Buchhandlungen zu platzieren, erzählt er der Jungle World. Das liege unter anderem daran, dass die einst große Zahl an linken Info- und Buchläden deutlich geschrumpft sei. »Und es liegt natürlich auch am Online-Buchhandel, und dort vor allem an Amazon, dass Buch­händler:in­nen heute viel vorsichtiger vorbestellen als noch vor 20 Jah­ren.«

»Die erste Stellschraube, wenn es mal schlecht läuft, sind unsere einheitlichen Kollektivlöhne, die wir in diesem Jahr bereits zwei Mal nach unten korrigieren mussten.« Tatjana Niederberghaus, Unrast-Verlag

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