Die »Jungle World«-Redaktion auf dem Weg zur Produktion der Marseillaise World

Homestory #39-40/24

Alle Spuren führen nach Marseille: Die »Jungle World« lässt Paris links liegen und steuert die südfranzösische Hafenstadt an: Marseille, Stadt des Lichts, Hotspot des Kokainhandels, Magnet des Easyjetsets, Elendsquartier der Abgehängten, Hochburg alter und neuer Nazis.

Wenn diese Ausgabe die Kioske, Briefkästen oder elektronischen Endgeräte unser geschätzten Leser erreicht, wird die Redaktion bereits das Land in Richtung Süden verlassen haben und mit einem Glas Wein oder Pastis am Hafen von Marseille die Abendsonne betrachten – wenn die Deutsche Bahn mitspielt, natürlich, und wir nicht in Karlsruhe stranden, bevor wir mit dem TGV durch Südfrankreich sausen. Die späten Texte werden bearbeitet, die Seiten gesetzt und die Taschen gepackt worden sein – und die nächsten Artikel schon vorbereitet, Termine ­gemacht und Interviews verabredet.

Während Marine Le Pen in der französischen Politik mehr zu sagen hat als jemals zuvor, diskutieren Linke über den Umgang mit Islamisten und linken Antisemiten.

Denn so spielend leicht es wäre, in der Stadt des Lichts (und derzeit auch des Mistrals) die Tage ohne Arbeit herumzubekommen, ist die Produktion einer Auslandsausgabe mit sehr viel Geschäftigkeit verbunden: Gesprächspartner müssen getroffen, Hinterhöfe und Archive erkundet, Clubs und Galerien besucht werden, um die nötigen Ein- und Ansichten zu ­sammeln.

Die Themen liegen in Marseille dankenswerterweise buchstäblich auf der Straße: Drogenkriminalität und Gentrifizierung, kollektiv verwaltete Fast-Food-Läden und eine Kulturszene, die die Stadt auch für Künstler aus Deutschland zum Sehnsuchtsort werden ließ.

Flame wars um Nahost auch in Marseille

Flame wars um Nahost auch in Marseille

Bild:
Jungle World

Die Kolonialgeschichte und der Algerien-Krieg haben in der Stadt ihre Spuren hinterlassen, ebenso wie die pieds-noirs genannten Algerienfranzosen, die pieds-rouges genannten linken Unterstützer der algerischen Unabhängigkeit und aus Algerien geflohene Juden. Und während Marine Le Pen in der französischen Politik mehr zu sagen hat als jemals zuvor, diskutieren Linke über den Umgang mit Islamisten und linken Antisemiten – wie auf den Seiten dieser Zeitung nachzulesen sein wird.

Marseille, Stadt des Lichts

Marseille, Stadt des Lichts

Bild:
Jungle World

All das und noch viel mehr steht in der in zwei Wochen erscheinenden, extradicken Frankreich-Ausgabe, von uns vorgestellt am 11. Oktober auf der Release-Party im About Blank in Berlin.