»Sind Antisemitisten anwesend?«
Aus dem Vorwort von: »Sind Antisemitisten anwesend?«
Von Lea Streisand, Michael Bittner und Heiko Werning
In den ersten Tagen nach dem 7. Oktober 2023 war keinem von uns nach Lachen zumute. Der Terrorangriff der Hamas auf Israel war ein Schock. Nicht nur aufgrund der Bestialität der Verbrechen, die an diesem Tag an Männern, Frauen und Kindern in Israel verübt wurden.
Verstörend fanden wir auch die nachfolgenden Reaktionen auf den Angriff, die Freudenfeiern auf der Neuköllner Sonnenallee noch am Abend des Massakers, die sofort einsetzenden Relativierungen der Taten nicht nur durch autokratische Herrscher, sondern durch Vertreter der Demokratie wie UN-Generalsekretär António Guterres oder vorgebliche Repräsentanten eines linken, intellektuellen Humanismus wie Judith Butler.
In den Wochen nach dem Überfall stieg die Zahl der Übergriffe und Anfeindungen gegen Juden weltweit. Synagogen wurden mit Brandsätzen beworfen, Wohnhäuser von Juden mit Davidsternen markiert. Als wäre der 7. Oktober eine Art Startschuss gewesen für eine Revolution, einen Aufstand gegen die Juden.
Aber wer sollte denn das sein, die Juden? Wo war die Macht, die man ihnen abringen wollte? Erinnerte das nicht alles frappierend an Ereignisse, die in diesem Herbst genau 85 Jahre zurücklagen? Waren sich nicht alle einig gewesen, dass Aggressionen gegen das Jüdische nur Platzhalter waren für viel größere Konflikte, soziale, gesellschaftliche; Ablenkungsmanöver zur Beschäftigung der Massen? Wir hatten das doch – zumindest in Deutschland, der Schweiz und Österreich – alle in der Schule gelernt, in Büchern gelesen, im Kino gesehen, was das war, der Antisemitismus – und wohin er führen konnte.
(…)
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