Progressive Pieds-noirs
Mindestens 100 Denkmäler huldigen in Frankreich der rechtsextremen Organisation de l’armée secrète (OAS), die ab 1961 Terroranschläge gegen die algerische Unabhängigkeitsbewegung, den französischen Staat und Zivilisten verübte und dabei insgesamt 2.700 Menschen ermordete.
Mit diesen Denkmälern beschäftigt sich Henri Pouillot in seinem Buch »La nostalgie de l’Algérie française et l’OAS«, das in diesem Monat in die französischen Buchläden kommen soll. Der 1938 geborene Pouillot hatte als Soldat im Algerien-Krieg gekämpft und die Folterpraxis der französischen Kolonialarmee bezeugt.
In Lyon weihte 1968 ein Bürgermeister des Parti Socialiste (PS) ein Denkmal für das »französische Algerien« ein, mit dem er Wählerstimmen aus den Reihen der Pieds-noirs gewinnen wollte.
Das Denkmal zu Ehren der OAS im südfranzösischen Perpignan, das seit 2020 vom Rassemblement national regiert wird, zeigt einen Pfahl, wie er für Erschießungen benutzt wurde, einen – infolge der Exekution – niedersinkenden Körper und eine Aufschrift zu Ehren derer, die sich »für das französische Algerien geopfert« hätten, sowie die Namen von vier »Märtyrern«. Jean Bastien-Thiry, der als Mitglied der OAS im August 1962 einen Mordanschlag auf Charles de Gaulle verübt hatte, zählt dazu. Jean-Marie Le Pen, der rechtsextreme Gründer des Front national (FN, wurde 2018 in Rassemblement national, RN, umbenannt) hatte noch 1963 versucht, Bastien-Thiry mit einem Helikopter aus der Haft zu befreien und so seine Hinrichtung zu verhindern.
Sowohl der seit 2020 in Perpignan regierende Bürgermeister Louis Aliot als auch Robert Ménard, der 2014 mit Unterstützung des FN Bürgermeister von Béziers wurde (was er heute noch ist), stammen aus Pieds-noirs-Familien, das heißt aus christlich-französischen Familien aus Algerien. Ménard war 1953 selbst im kolonialen Algerien zur Welt gekommen.
Noch kein Abonnement?
Um diesen Inhalt zu lesen, wird ein Online-Abo benötigt::