Jahrzehntelang verleugnet
Im Oktober 1929 kollabierte die New Yorker Börse. Es begann die Weltwirtschaftskrise, die Folge war weltweites Massenelend. Die Anzahl der Deklassierten, die keine Arbeit mehr hatten oder von der viel zu geringen Entlohnung nicht mehr überleben konnten, war Legion, auch im Deutschen Reich. Doch wer dort nach 1933 wegen eines Bagatelldelikts, etwa Ladendiebstahls, mehr als zweimal zu einer Freiheitsstrafe verurteilt wurde und diese Strafe abgesessen hatte, den deportierte die Kriminalpolizei unmittelbar nach der Haftverbüßung in ein Konzentrationslager.
Das gleiche Schicksal traf auch andere sozial Deklassierte, etwa Bettler, Landstreicher, Wohnungslose, Alkoholkranke und Wanderarbeiter. Es gehörte zur nationalsozialistischen Grundauffassung, dass »asoziales Verhalten« der sogenannten Volksgemeinschaft schade. So formulierte zum Beispiel Reinhard Heydrich, Chef des Reichssicherheitshauptamtes, dass das Verbrechertum im »Asozialen« seine Wurzeln habe und sich fortlaufend aus ihm ergänze. Die Polizei verhaftete Bettler direkt von der Straße weg und holte Obdachlose aus den Unterkünften. In den KZ erhielten die sogenannten Asozialen einen schwarzen und die sogenannten Berufsverbrecher einen grünen Winkel auf ihrer Häftlingsuniform.
Weder in der BRD noch der DDR wurden die »Asozialen« und »Berufsverbrecher« als NS-Verfolgte anerkannt und entschädigt.
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