Weben gegen die Ohnmacht
Saporischschja. Gelassen gehen die Menschen in Saporischschja ihren Geschäften nach, schlendern über die Boulevards oder sitzen in Straßencafés wie dem »Himars«, das nach den von den Vereinigten Staaten gelieferten Raketenwerfern benannt ist. Auch wenn hier im Süden des Landes viele Russisch sprechen, sind die Straßen gesäumt von blau-gelben Landesflaggen. Und mit Bildern gefallener Soldaten. Wenn es russischen Beschuss gibt, ruft er in Erinnerung, dass die Front nur 40 Kilometer entfernt ist.
Saporischschja ist die Hauptstadt der gleichnamigen Oblast – und der russischer Verfassung zufolge Teil der Russischen Föderation, seit Präsident Wladimir Putin 2022 diese und weitere Regionen im Osten und Süden der Ukraine annektiert hatte. In der über 700.000 Einwohner zählenden Großstadt wollen davon aber offenbar nur wenige etwas wissen. Häufiger sind jene, die versuchen, die Verteidigungsanstrengungen zu unterstützen.
In der Regel sind die 60 Freiwilligen einige Stunden täglich am Werk, etwa 3.500 Quadratmeter Tarnnetz kommen monatlich zusammen.
In einem der unzähligen Wohnblocks der südukrainischen Stadt führt eine unscheinbare Treppe in den Keller. Nichts deutet darauf hin, dass dort, in den Räumlichkeiten der Organisation Sobornyj, Dutzende freiwillige Helferinnen und ein paar Helfer ihren Teil dazu beitragen, weiterhin nicht unter russischer Besatzung leben zu müssen.
Im Keller von Sobornyj führt Olena Miroschnitschenko durch die Gänge, in denen Fahnen und Kinderbilder hängen. Die Mittdreißigerin trägt ein Sommerkleid und modische Sneakers. Mit einem wie eine Handtasche umgehängten Handy könnte man sich Miroschnitschenko auch in Szenebezirken deutscher Großstädte vorstellen. Nur dass die Hülle des Mobiltelefons und das Trageband in dunklem Grün gehalten sind, lässt auf ihre Tätigkeit als Führungskraft der Hilfsorganisation schließen.
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