Neuköllner Märchenstunde
»Wie heißt denn der Club?« fragte ein junger Mann – sogenanntes Palästinensertuch um den Hals und Nickelbrille auf der Nase –, verwundert über die lange Schlange auf der Lucy-Lameck-Straße in Berlin-Neukölln. »Hier sind ja mehr Leute als bei der letzten Demo. Das sagt viel über Deutschland aus«, bemerkte ein anderer Hinzukommender.
Der »Club«, vor dem so viele am Freitagabend voriger Woche anstanden, war das Kulturzentrum »Oyoun«. Die Wartenden waren gekommen, um den israelischen Historiker und Professor an der Universität Exeter in England, Ilan Pappe, zu sehen. Den hatten das »Gazakomitee Berlin« und »Unframe Berlin« eingeladen, beides antizionistische Gruppen, die erst seit Ende 2023 beziehungsweise Anfang 2024 in Erscheinung treten.
Die Wartezeit nutzte das internationale und meist englischsprachige Publikum, um »Free Gaza« an Hauswände zu kritzeln, über Berliner Mietpreise zu lamentieren oder einfach Bier zu trinken. Groß war die Enttäuschung, als rund 150 Personen nicht mehr eingelassen wurden und sich den Vortrag nur noch im Livestream ansehen konnten. Im vollbesetzten Saal saßen etwa 300 Zuhörer.
Die »Befreiung Palästinas« werde die gelungenste Dekolonisation aller Zeiten, so Ilan Pappe.
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