Trip durch die Apokalypse
Gute elektronische Musik, die aus dem Vereinigten Königreich kommt, klingt oft nach Betonsiedlung im Regen. »Machine«, das neue Album von Kevin Martin, besser bekannt als The Bug, ist Industrial Dub, der so klingt, als würde man unter den grauen Wolken nur noch die verbrannten Ruinen dieser Siedlung finden – und nach Fabrikhallen, in denen gewaltige Räder, Pressen und Kolben in endloser Bewegung gefangen sind. Kurz: eine hörenswerte Reise in eine Welt aus Elektronik und Metall.
Apokalyptische Visionen und Gewalt waren oft Themen in Martins verschiedenen Projekten, doch arbeitete er für diese meist mit MCs zusammen – von Vast Aire über Flowdan, Alec Empire bis zu Warrior Queen. »Machine« hingegen ist ein rein instrumentales Album. Es ist eine Zusammenfassung von EPs, die auch komplett als »Machines I–V« erschienen sind.
Veröffentlicht wurde es weder von Ninja Tune, auf dem The Bug seine erfolgreichsten Alben publiziert hat, noch von Pressure, auf dem 2022 das Album »Absent Riddim« erschienen ist, sondern von Relapse Records.
Gute Gesellschaft für den Trip durch die Postapokalypse
Die US-Amerikaner sind mehr für ihre Metal-Sparte bekannt, doch veröffentlichten sie bereits im vergangenen Jahr die sehr hörenswerten Reissues von Martins Projekt Techno Animal, an dem auch Justin Broadrick von der britischen Industrial-Band Godflesh beteiligt ist. Gute Gesellschaft für den Trip durch die Postapokalypse.
Hall, schleppende Beats, gespenstische Sirenen und knisternder Noise bestimmen die Songs, die so fröhliche Titel tragen wie »Buried (Your Life Is Short)« oder »Annihilated (Force of Gravity)«. Die technisch reduzierte Musik entfaltet eine Sogwirkung, der man sich nur schwer entziehen kann. Das ist so eindrücklich, dass jedem hier die doppelt so lange »Machines I–V« ans Herz gelegt sei, wenn ein langer, düsterer Abend noch etwas düsterer werden soll.
The Bug: Machine / Machines I–V (Relapse Records)