Paradigma des Siedlerkolonialismus
Einer der hartnäckigsten Mythen über Israel und den Zionismus besagt, dass der jüdische Staat das Ergebnis eines von europäischen Mächten forcierten kolonialen Projekts sei. Bereits 1964 bezeichnete die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) in ihrer Gründungscharta den Zionismus als »aggressiv, expansionistisch und kolonialistisch«.
Seit den späten sechziger Jahren wurde die These vom kolonialen Charakter des Zionismus auch in den Nahost- und Israel-Studien aufgegriffen, mit dem britisch-israelischen Historiker und antizionistischen Aktivisten Ilan Pappé als prominenten Vertreter. In jüngerer Zeit wird der Zionismus immer öfter als »Siedlerkolonialismus« und Israel als »Siedlerkolonie« bezeichnet.
Verschwände Israel, so würden aus Sicht der Settler Colonial Studies auch alle sozialen, ökologischen und sonstigen globalen Probleme verschwinden.
Das Konzept des Siedlerkolonialismus entstand in den achtziger und neunziger Jahren in Abgrenzung zu klassischen Definitionen des Kolonialismus. Es soll Fälle erfassen, in denen es nicht um die Ausbeutung von Rohstoffen und Arbeitskraft eines fremden Landes durch ein Imperium geht. Stattdessen ziele der Siedlerkolonialismus darauf ab, die ursprüngliche Bevölkerung durch Siedler zu ersetzen, sie zu enteignen, zu vertreiben oder gar auszulöschen.
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