Jungle+ Artikel 14.11.2024
Bernadette La Hengst und Peta Devlin von Die Braut haut ins Auge im Gespräch über Sexismus, Hamburger Schule und ihren Backkatalog

»Es war eine Zeit voller Zweifel«

Vor 24 Jahren lösten sie sich auf, jetzt hört man wieder etwas von ihnen: Die Diskographie der Band Die Braut haut ins Auge ist in diesem Jahr wiederveröffentlicht worden, ebenso eine Best-of-LP. Im Gespräch mit der »Jungle World« erzählen die ehemaligen Mitglieder Bernadette La Hengst und Peta Devlin von den Schwierigkeiten, als Band in den Neunzigern ausschließlich weibliche Mitglieder zu haben, und verraten ihre heutige Sicht auf die Hamburger Schule.
Interview

Sämtliche Alben von Die Braut haut ins Auge sind in diesem Jahr digital wiederveröffentlicht ­worden, nun erschien auch eine Best-of-LP eurer Songs. Wie konnte es bei diesem Songmaterial eigentlich passieren, dass ihr nicht zu den bekannten Popbands der neunziger Jahre gezählt werdet?
Bernadette La Hengst: Gute Frage! Wir haben, anders als die anderen Hamburger Bands, unsere Alben beim Major-Label BMG veröffentlicht. Vielleicht hätten wir aber besser auf das Label L’Age d’Or gepasst, bei dem auch die anderen Hamburger Bands ihre Platten veröffentlicht haben. Wir haben Anfang der Neunziger bei denen angefragt, die hatten aber null Interesse. Die Erinnerungen sind da natürlich unterschiedlich, Pascal Fuhlbrügge von L’Age d’Or meinte kürzlich bei einer Podiumsdis­kussion: »Ihr wolltet ja nicht mit uns reden!« Ich erinnere es anders. Unsere erste Single haben wir komplett DIY veröffentlicht, das wollten wir dauerhaft aber nicht so machen. So kamen wir zu BMG. Die Independent-Labels fanden uns vielleicht nicht cool oder diskursiv genug? Oder zu weiblich?

»Ein Betreiber eines Indie-Labels soll auch mal gesagt haben: ›Was soll ich mit einer Frauenband?‹« Peta Devlin

Peta Devlin: Ein Betreiber eines Indie-Labels soll auch mal gesagt haben: »Was soll ich mit einer Frauenband?« Aber Qualität und Erfolg sind grundsätzlich nicht unbedingt miteinander verbunden. Man braucht eine ganze Menge Glück und muss einen Nerv treffen. Wir waren wohl nicht zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Bei uns war die Konstellation vielleicht auch ungünstig: Unsere Plattenfirma wollte uns zu Mainstream-Popstars machen, das wollten wir zumindest zu ihren ­Bedingungen aber nicht. Wir hatten eher so eine Antihaltung, BMG hätte sich sicher eine Band gewünscht, die besser mitmacht.

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