Der Typ am Küchentisch
Als wären die Zeiten nicht schon nervenaufreibend genug, gibt es hierzulande nun auch noch Wahlkampf. Natürlich nicht offiziell, gibt ja schließlich noch keinen vom Bundespräsidenten bestätigten Stimmabgabetermin, aber inoffiziell, was auf dasselbe hinausläuft, nämlich auf unermüdlich durch Social Media ziehende Menschen, die allen Ernstes glauben, dass anderen Leuten mit ihrer Lieblingspartei auf die Nerven zu gehen unweigerlich zu deren Wahlerfolg führen wird.
Robert Habeck guckt ständig wie diese Typen, die »aber genug von mir geredet, erzähl doch mal von dir« sagen, um ungefähr drei Sekunden später ihre selbstverliebten Ego-Monologe fortzusetzen.
Was allein für sich genommen schon trostlos genug wäre, eigentlich. Nun aber ist auch noch dieses Video mit dem Küchentisch hinzugekommen, an dem Robert Habeck vor einigen Tagen sitzend verkündete, »vor einer Entscheidung« zu »stehen«. Bundeskanzler will der Mann im zur Lage der Nation passenden schwarzen Pullöverchen also werden, und aber nur, »wenn Sie wollen«.
Alles andere wäre auch grober Unfug, aber dies ist der Vorwahlkampf und da kann auf Logik keine Rücksicht genommen werden. Zumal sich der Kanzler-werden-Woller offenbar in seinem ganz eigenen Film befindet, nämlich in einer Art »Wort zum Sonntag«, dargeboten in campinoesker Politkitschrhetorik.
Das ist nicht sehr schön anzusehen, insbesondere wenn der Mann seine Karriereabsichten mit Worten wie »Kraft, in Erfahrung gehärtet« beschreibt und dabei ständig guckt wie diese Typen, die »aber genug von mir geredet, erzähl doch mal von dir« sagen, um ungefähr drei Sekunden später ihre selbstverliebten Ego-Monologe fortzusetzen.
An fremder Leute Küchentische
Was ein Glück, dass man sich im Lauf der Zeit eine gewisse Wahlkampfresilienz erarbeitet hat und entsprechend immun gegen so was ist. Gleichwohl bleibt ein ungutes Gefühl, das werde sicher noch nicht alles gewesen sein, und richtig: Selbstverständlich wird in dem Video nicht einfach nur so mit aller erfahrungsgehärteter Kraft am Küchentisch herumgesessen und vor Entscheidungen gestanden, nein, nein.
Eingeladen werden will der Mann, an fremder Leute Küchentische, vordergründig, um vielleicht auf neue Ideen zu kommen, in Wirklichkeit aber vermutlich, um ausgiebig von sich selbst zu reden und kein Ende zu finden und einfach nicht wegzugehen.