14.11.2024
»Wild God«, das neue Album von Nick Cave, ist hoffnungsvoller als seine Vorgänger

Keine halben Sachen

Mit »Wild God« legen Nick Cave and the Bad Seeds ein neues Album vor, das inhaltlich hoffnungsvoller wirkt als seine Vorgänger und musikalisch ausstaffierter ist.

Quak, quak! Auf dem neuen Album »Wild God« des eigentlich düsteren Melancholikers Nick Cave lässt sich tatsächlich ein Lied über Frösche finden. In »Frogs« geht es um waghalsige Sprünge der Amphibien. Schweben, im Matsch landen und wieder springen: So stellt sich Cave kurze Momente der Freude vor.

Man muss für Pathos, Lyrik und religiöse Referenzen etwas übrig haben, um diese großartige Platte in Gänze genießen zu können. Cave kann man aber auch einfach dafür mögen, dass er weiterhin keine halben Sache macht.

»Joy« heißt der nächste Song, hier singt der australische Musiker bedeutungsschwer: »We’ve all had too much sorrow / Now is the time for joy«. Das passt, denn mit dem Album schlägt Cave einen neuen Weg ein. Auf den ergreifenden Vorgängern sang er über den Tod seines Sohns, es ging um existentielle Erfahrungen von Verlust und Trauer. »Wild God« ist auch keine leichte Kost, wirkt aber hoffnungsvoller.

Auch stilistisch ist nun vieles anders: Während »Ghosteen« von 2019 aus reduzierten, fast ätherisch klingenden Pianoballaden bestand, ist »Wild God« deutlich ausstaffierter. Gitarren, Streicher, Drums, Percussion, ein Horn: Seine Band, die Bad Seeds, wird stärker beansprucht und erinnert sich dabei auch daran, dass sie eine Rockband ist.

BDS-Supporter Roger Waters »peinlich«

Vor allem der Titelsong gibt sich pompös. Oft wird Cave von einem Chor begleitet, in »O Wow O Wow (How Wonderful She Is)« wird zudem ein Vocoder eingesetzt. Das poppige und berührende Stück zollt der 2021 verstorbenen Musikerin Anita Lane Tribut, die Gründungsmitglied der Bad Seeds sowie frühere Partnerin von Cave war.

Man muss für Pathos, Lyrik und religiöse Referenzen etwas übrig haben, um diese großartige Platte in Gänze genießen zu können. Cave kann man aber auch einfach dafür mögen, dass er weiterhin keine halben Sache macht. Im Podcast-Interview mit dem libertären Magazin Reason sprach er sich im August erneut gegen die antisemitische Israel-Boykott-Kampagne BDS aus, deren Supporter Roger Waters nannte er »peinlich«. In diesem Sinne: Quak, quak!


Nick_Cave_Albumcover

Nick Cave and the Bad Seeds: Wild God (PIAS Recordings)