»Ein Raum für freie künstlerische Entfaltung«
Was war der Anlass dafür, eine jüdische Kunstschule zu gründen?
Die antisemitischen Proteste und Störaktionen im letzten Winter an Kunsthochschulen und Kulturinstitutionen. Wir haben mit vielen Betroffenen, auch mit Studierenden und jungen Künstlern gesprochen. Wir wollen einen eigenen Raum schaffen, ohne diese ideologischen Debatten und ohne Antisemitismus. In diesem Raum soll man frei künstlerisch arbeiten können. Außerdem sollen Menschen stärker vernetzt werden, die von Antisemitismus betroffen sind oder sich dem entgegenstellen. Wir wollen auch Menschen ansprechen, die aufgrund von Boykottaufrufen aus künstlerischen Räumen ausgeschlossen wurden. Im Fokus steht dabei immer die künstlerische Arbeit.
Wo ist die Jüdische Kunstschule?
Wir kooperieren mit der Universität der Künste, aber die Master Classes finden an ganz unterschiedlichen Orten statt. Wir haben Ateliers und Proberäume angemietet.
Wie wird sichergestellt, dass diese Master Classes nicht ebenso gestört werden?
Wir hatten Vorgespräche mit den Professoren und Künstlern, die die Klassen leiten. Die haben die Situation auf dem Schirm und können im Notfall reagieren. Außerdem sind die Klassen nicht öffentlich, man musste sich mit einem Portfolio und einem Motivationsschreiben bewerben. Da merkt man schon, wie die Leute so sind.
»An der UdK gibt es viele Lehrende, die von den Protestaktionen verstört waren. Sie wollten gerne etwas für die betroffenen Studierenden machen.«
Welche Schritte stehen als Nächstes an, welche sind geplant?
Die erste Klasse leitet der israelische Fotograf David Adika, es geht um Fotografie, Identitäten und Menschenrechte. In den bildenden Künsten haben wir auch Klassen zu Malerei und Skulptur, außerdem Schauspiel und Regie sowie Musik. Insgesamt bieten wir acht Klassen mit jeweils fünf bis zehn Teilnehmern an. Der Reiz an solchen Klassen ist die enge Betreuung, das direkte Feedback, darum sind sie so klein. Im Januar planen wir ein öffentliches Begleitprogramm und am 2. Februar eine öffentliche Abschlusspräsentation, bei der gezeigt wird, was in den Klassen erarbeitet wurde. Und wir hoffen natürlich, dass wir auch im nächsten Jahr wieder durch die Senatsverwaltung für Kultur gefördert werden.
Die Universität der Künste ist unrühmlich in die Schlagzeilen geraten wegen antiisraelischer »Performances« und Berichten über ein antisemitisches Klima. Wie lief denn die Zusammenarbeit?
Total gut. An der UdK gibt es viele Lehrende, die von diesen Protestaktionen verstört waren. Sie wollten gerne etwas für die betroffenen Studierenden machen. Es laufen diverse Prozesse innerhalb der Universität. Sie hat inzwischen eine Antisemitismusbeauftragte. Aber in den Universitätsstrukturen etwas zu verändern, dauert lange, auch mit gutem Willen. Unser Projekt ist eine Ergänzung dazu, ein Raum, der für freie künstlerische Entfaltung steht. Das hat die UdK gerne unterstützt.