Späte Entlassung
Er hatte sich einen sonnigen Tag für seine Freilassung gewünscht. Den hat er zwar nicht bekommen, aber immerhin ist der kurdische Dichter İlhan Sami Çomak am 26. November nach 30 Jahren in türkischer Haft aus dem Marmara-Gefängnis in Silivri entlassen worden. 1994 war der damals 21jährige Geographiestudent wegen Brandstiftung und angeblicher Verbindungen zur PKK festgenommen worden.
Nach sechsjähriger Untersuchungshaft verurteilte ihn 2000 der FAZ zufolge ein Staatssicherheitsgericht wegen »Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung« zum Tode. Im Zuge der EU-Beitrittsverhandlungen schaffte die Türkei die Todesstrafe ab, und Çomaks Strafe wurde in lebenslange Haft umgewandelt.
Ursprünglich war die Freilassung von Çomak für August vorgesehen. Aber die Gefängnisverwaltung zögerte diese mit der Begründung hinaus, er zeige kein »Bewusstsein für seine Verbrechen«.
Er selbst hatte immer wieder seine Unschuld beteuert, sein anfängliches Geständnis sei unter Folter erpresst worden. Sein bisheriges Erwachsenenleben hat Çomak hinter Gittern verbracht und die Welt nur durch Bücher und Besucher erfahren. In dieser Zeit ist er aber auch zu einem international renommierten Dichter geworden. Acht Gedichtbände hat er veröffentlicht, 2019 gewann er für seinen achten Band »Geldim Sana« (Ich kam zu Dir) den renommierten Sennur-Sezer-Literaturpreis. Außerdem ist er Ehrenmitglied der norwegischen Pen-Sektion.
Ursprünglich war die Freilassung von Çomak für August vorgesehen. Aber die Gefängnisverwaltung zögerte diese mit der Begründung hinaus, er zeige kein »Bewusstsein für seine Verbrechen«. Çomak ist nicht der einzige politische Langzeitgefangene in der Türkei, der wegen »mangelnder Reue« willkürlich von der Gefängnisverwaltung über die Zeit der Haftstrafe hinaus festgehalten wird.
Zwölf Journalisten, Dichter und Schriftsteller festgenommen
Ali Koç wurde 1992, damals ebenfalls Student, verhaftet und sitzt immer noch in türkischer Haft. Er hätte im Dezember 2022 entlassen werden müssen. Ebenso Remziye Polat, die im Oktober 2021 offiziell ihre Haftstrafe verbüßt hatte. Sie war mit 16 Jahren wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung zu neun Jahren Haft verurteilt worden.
Am Tag seiner Freilassung wies Çomak auf Gefangene wie Polat und Koç hin und sagte, man müsse sich umgehend um deren Freilassung kümmern. Tags darauf gab der türkische Innenminister Ali Yerlikaya bekannt, dass bei landesweiten Razzien 231 »mutmaßliche Mitglieder einer Terrororganisation«, der PKK, festgenommen worden seien. Darunter befanden sich zwölf Journalisten, Dichter und Schriftsteller.