Jungle+ Artikel 19.12.2024
Die besondere Art der Trennung von Staat und Religionsgemeinschaften in Frankreich

Bedrohter Laizismus

Seit fast 120 Jahren ist die religiöse Neutralität französischer Schulen gesetzlich festgeschrieben. Doch wird dieser Grundsatz immer stärker angefochten, sowohl von Islamisten als auch der katholischen Rechten.

Paris. 20 Jahre ist es her, dass französischen Schülern per Gesetz das Tragen von Kleidung oder Zeichen, die offenkundig ihre Religionszugehörigkeit ausdrücken, verboten wurde. Kippas, Kreuzschmuck oder Kopftücher sind seit 2004 aus Frankreichs öffentlichen Schulen verbannt. Ein noch bedeutenderer Jahrestag des Laizismus steht im Jahr 2025 an: das 120. Jubiläum der gesetzlichen Trennung von Kirche und Staat im Jahr 1905.

Doch ist die laizistische Schule in Frankreich heutzutage Angriffen aus verschiedenen Richtungen ausgesetzt. Während allerlei allgemeine Probleme das Schulsystem belasten, wie Ressourcenmangel, eine überarbeitete Lehrerschaft und der Zunahme sozialer Probleme und der ­sozialen Ungleichheit, wird immer öfter sein laizistischer Charakter in Frage gestellt.

Obwohl sich die Zungen langsam lockern, wird in einigen Gewerkschaften weiterhin die islamistische Bedrohung geleugnet oder im Namen des Antirassismus kleingeredet.

Dies erfolgt primär von zwei Seiten: der des Islamismus und der der extremen Rechten mit katholischem Hintergrund. Die islamistische Bedrohung ist diffus, beeinflusst jedoch tagtäglich den Umgang zwischen Lehrern, Schülern und Eltern. Konflikte gibt es um das Tragen religiöser Kleidung oder die Ablehnung von Lehrinhalten aus Fächern wie Geschichte, Biologie oder Sport. Islamistische Terroristen haben außerdem in den vergangenen Jahren zwei Lehrer ermordet: im Jahr 2020 Samuel Paty und im vergangenen Jahr Dominique Bernard.

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