02.01.2025
»Torso«, das neue Album von Soap & Skin, ist ein großer Wurf

Durchkreuzte Rezeption

Die österreichische Musikerin Anja Plaschg alias Soap & Skin hat mit »Torso« ihr viertes Album veröffentlicht. Es besteht ausschließlich aus Cover-Versionen, mit denen sie die Originale auf brillante Art neuvertont.

»Torso« ist das vierte Album der österreichischen Musikerin Anja Plaschg unter ihrem Bühnennamen Soap & Skin. Bei den zwölf Stücken handelt es sich ausschließlich um Cover-Versionen von Stücken unter anderem von Cat Power, Lana Del Rey, Shirley Bassey Sufjan Stevens. Bereits seit rund zehn Jahren hat sie auf ihren Konzerten und vereinzelt auch auf Platten brillante Neuinterpretationen von Songs wie »The End« von The Doors, oder »Voyage, Voyage« von Desireless untergebracht.

Als Torso, wie er knöchern und fragmentarisch auf dem Cover der Platte zu sehen ist, kann man sich die Basis vorstellen, auf der Plaschg ihre brillanten Neuvertonungen aufbaut. 

Nun bergen Cover-Versionen immer das Risiko, einer erdrückenden Erwartung zu unterliegen. Heimlich wird auf Vertrautes gewartet, der Moment des Wiedererkennens ersehnt, die Neuinterpretation ist dabei meist nur mehr oder weniger interessantes Beiwerk.

Plaschg durchkreuzt dieses Rezeptionsverhalten auf überwältigende Weise, denn die Originale verblassen rasch neben ihren Bearbeitungen auf »Torso«. Fast schon irritierend ist da die Nähe von »Whats Up?« zur fröhlichen Vorlage der 4 Non Blondes – Plaschg klingt hier ungewohnt gelöst und heiter. Das Cover des Velvet-Underground-Songs »Pale Blue Eyes« erinnert mit seinen sanften Synth-Keyboard-Klängen mehr an ein pathetisch-romantisches Pop-Duo wie Desire.

Lana Del Reys nur in der digitalen Version enthaltene seufzend-melancholische Pop-Ballade »Gods & Masters« lässt Plaschg zum düster-treibenden Experimental-Track werden, dessen gluckernde Bass-Einlagen sich förmlich in die Magengrube bohren. Und wer denkt, Cat Powers »Maybe Not« könne nicht noch trauriger klingen als ohnehin schon, der wird auf »Torso« schmerzhaft eines Besseren belehrt.

Als Torso, wie er knöchern und fragmentarisch auf dem Cover der Platte zu sehen ist, kann man sich die Basis vorstellen, auf der Plaschg ihre brillanten Neuvertonungen aufbaut. Sie dekonstruiert die Originale mal eindrücklich, mal macht sie sich diese fundamental und präzise zu eigen, um sich ihnen dann anzuschmiegen.


Albumcover

Soap & Skin: Torso (Pias)