Jungle+ Artikel 09.01.2025
Vom Fun-Punk zum Anti-Rock – zum 40. Geburtstag der Goldenen Zitronen

Eine Herausforderung für den Verein

1984 gründeten sich die Goldenen Zitronen, jetzt feiern sie ihren 40. Geburtstag mit der Werkschau »Inventur«. Anhand von deren 44 Songs kann man nicht nur den Weg der Band vom Fun-Punk zum Anti-Rock nachvollziehen, sondern bekommt auch ein Gespür für das, was die Goldenen Zitronen immer getan haben: die hiesige Linke ästhetisch herausfordern.

Schorsch Kamerun, Sänger und Texter der Goldenen Zitronen, ist eigentlich kein Fan von Jubiläen. Ende 2024 hat die Band dann aber doch ihren 40. Geburtstag gefeiert. Im Dezember spielten sie einige Konzerte, zudem erschien mit »Inventur« ein Best-of-Album. In der Zeit ihres Bestehens haben sich die Zitronen mehrfach neu erfunden, ihren das Bürgertum ironisierenden Fun-Punk über den Haufen geworfen und sich dafür experimenteller Musik angenähert.

Die Band hat linke Szenen ästhetisch herausgefordert und irritiert, mitunter durch das Tragen von Kostümen und farbenfroher Kleidung, vor allem aber durch eine originäre Klangästhetik. Umso erstaunlicher ist es, dass ihr Sound in einigen Artikeln und Interviews anlässlich des Jubiläums eher ein Randthema war. Dabei liegt die Originalität der Gruppe auch in dem eigenwilligen Verhältnis von Text und Sound begründet – Form und Inhalt sind hier nicht zu trennen.

Als das Debütalbum 1987 erschien, wohnten Schorsch Kamerun und Ted Gaier noch in einer WG am Hamburger Fischmarkt. Der Urknall des Punk war schon vorbei, der puristische Punkrock der »Goldies« eher als Persiflage aufs Bierzelt angelegt.

Zu Beginn ihrer Laufbahn spielten die Zitronen noch klassischen Punk, zeitweilig interessierte sich sogar die Bravo für sie. Klamaukige und betont schrammelige Songs wie »Porsche, Genscher, Hallo HSV« und »St. Pauli Boys« (der beliebteste Titel der Band bei Spotify) haben es auch auf das Best-of geschafft.

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